Au-pair: Fremdsprachen lernen mal anders

Au-pair: Fremdsprachen lernen mal anders
Den Schulabschluss in der Tasche, aber noch keine Lust ins Studium oder Berufsleben einzusteigen? Wenn dich die Reiselust packt, aber der Geldbeutel einfach nicht voll genug ist, dann wäre ein Au-pair Jahr vielleicht genau das Richtige.

Was genau ist Au-pair?

Au-pair ist französisch und bedeutet „auf Gegenseitigkeit“. Man lebt in einer Gastfamilie, kümmert sich um die Kinderbetreuung und hilft ein wenig im Haushalt. Im Gegenzug erhältst du kostenlose Unterkunft und Verpflegung in der Familie sowie ein Taschengeld.

Das grandiose an der Sache ist, dass du im Nu deine Sprachkenntnisse erweitern kannst. Zudem erlebst du hautnah die Kultur deines gewählten Landes und erhältst Insidertipps, die man bei einem Urlaub sicher nie bekommen hätte.

Die beliebtesten und am häufigsten angebotenen Au-Pair Einsatzländer sind die USA, Spanien, Frankreich, Italien, Australien oder England. Doch auch wer es ausgefallener mag, wird fündig. China, Ecuador, Chile oder Island können ebenso für einen Au-Pair Aufenthalt in Frage kommen.

Was erwartet dich?

Als Au-pair in ein fremdes Land zu gehen, ist etwas Aufregendes, denn die Kinderbetreuung bedeutet Verantwortung und die Integration in eine Gastfamilie muss nicht immer einfach vonstattengehen. Es kommt ganz auf dich und deine Gastfamilie an, wie das Auslandsjahr wird. Manchen Familien fällt es nicht leicht ihren Lebensbereich zu teilen oder die Verantwortung für ihre Kinder in andere Hände zu geben. Genauso gut kann es sein, dass du Schwierigkeiten hast dich an andere Lebensweisen und Kulturen anzupassen. Eine offene Kommunikation auf Augenhöhe ist unbedingt notwendig, denn sonst kann ein Au-pair Jahr schnell zur Negativerfahrung werden.

Die Details

Dauer

Die Dauer deines Au-pair Aufenthalts kann je nach Einsatzland ganz unterschiedlich sein. In China ist es sogar möglich nur für 3 Monate zu bleiben. Und auch in einigen europäischen Ländern gibt es das sogenannte „Sommer Au-pair“, welches einen Einsatz von drei Monaten vorsieht. Grundsätzlich beträgt die Dauer eines Aufenthalts zwischen sechs und zwölf Monaten. Viele Familien wünschen sich ein Au-Pair für ein Jahr, denn es bringt mehr Kontinuität für die Kinder.

Vergütung und Freizeit

Du erhältst ein monatliches Taschengeld in Höhe von ca. 250€ und hast mindestens einen freien Tag in der Woche. Zusätzlich stehen Dir insgesamt 2-4 Wochen Urlaub zu, wenn Du zwölf Monate als Au-pair in dem Gastland verbringst. Beachte, dass die Urlaubsbestimmungen und das Taschengeld je nach Gastland variieren können.

Die Familie ist dafür zuständig dir ein angemessenes Zimmer bereit zu stellen und dir neben deinen täglichen Pflichten auch Möglichkeiten für das Kennenlernen anderer Leute, für Freizeitaktivitäten oder für Sport zu einzuräumen. Prinzipiell haben die Gastfamilien ein großes Interesse daran, dich an ihrer Welt teilnehmen zu lassen und dich der Landeskultur näher zu bringen. Zu dem ganz normalen Familienalltag kommen so auch Ausflüge und Museumsbesuche etc. Je nachdem welche Interessen deine Familie hat.

Tipp: Deine Vermittleragentur händigt Dir gerne eine Liste von anderen Au-Pairs in deiner Nähe aus. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist meist sehr hilfreich.

Wie geht es los und was benötigst Du?

Es gibt die verschiedensten Au-Pair Agenturen im Netz, bei denen du dich umfassend informieren und beraten lassen kannst. Sie unterstützen dich in der Suche nach dem passenden Au-pair Land sowie der idealen Gastfamilie.

Die Vermittler halten sämtliche Unterlagen von Versicherung bis Visum und dergleichen bereit und betreuen dich durchgängig während deines gesamten Auslandaufenthalts. Für die erfolgreiche Vermittlung wird bei den meisten Anbietern eine Programmgebühr erhoben, die jedoch variieren. Es lohnt sich daher die verschiedenen Anbieter zu vergleichen.

Alter

Au-Pair Teilnehmer dürfen je nach Gastland zwischen 17 und 30 Jahre alt sein.

Bewerbung

Eine Bewerbung und der Einstieg ist ganzjährig möglich, allerdings solltest du darauf achten, dass das Bewerbungsverfahren, die Gastfamiliensuche und die Visumsbeschaffung bis zu sechs Monate (insbesondere für Au-Pair-Aufenthalte in den USA) in Anspruch nehmen können.

Da deine Bewerbungsunterlagen den potentiellen Gastfamilien vorgelegt werden, solltest du hier möglichst viel von dir als Person, deinen Interessen und Hobbies sowie deinen Stärken und Erfahrungen in der Kinderbetreuung berichten. Je genauer sich die Familie ein Bild von dir machen kann, desto größer ist die Chance, dass ihr gut zusammen passen werdet.

Sprachkenntnisse

Grundsätzlich sind gute Sprachkenntnisse nötig, denn ohne die Sprache deiner Gastfamilie zu verstehen und sprechen zu können, ist eine Betreuung der Kinder nicht möglich.

Wenn Du dich für ein bestimmtes Land bspw. Italien interessiert, sich dein Wortschatz aber auf „uno“, „ciao“ und „amore“ beschränkt, dann wäre es vielleicht sinnvoll vor dem Au-Pair Jahr einen Sprachkurs zu belegen. Das geht zu Hause oder noch besser im Ausland selbst. So kannst du vorab dein Wunschland besuchen und dir ein genaueres Bild von Menschen und Kultur machen. Das ist sicher hilfreich bei der Entscheidungsfindung. Mit Sprachreisen lassen sich Urlaub und Lernen auf angenehme Weise verbinden und du bereitest dich perfekt auf dein Gastland vor.

Erfahrung im Umgang mit Kindern

Neben der sprachlichen Eignung sind erste Erfahrungen in der Kinderbetreuung notwendig. Wenn du noch nie als Babysitter/in gearbeitet hast, dann lohnt sich möglicherweise ein Praktikum in einer Kita oder ähnlichem. Einige Vermittlungsagenturen fordern auch eine spezifische Anzahl an Betreuungsstunden. Gerne gesehen ist es, wenn du nicht nur ähnliche Erfahrungen mit Kindern gemacht hast. Vielleicht hast du noch die Möglichkeit neben dem Babysitten als Leiter/in im Kinderferienlager zu arbeiten. Übrigens zählt auch die Betreuung von jüngeren Geschwisterkindern!

Führerschein

Gerade in den USA wird ein Führerschein für die Au-pair Teilnahme gefordert. In europäischen Ländern ist dieser nicht immer erforderlich, aber häufig ein Plus. Für die USA benötigst du einen internationalen Führerschein. Diesen musst du vor deiner Reise beantragen.

Gesundheitszeugnis

Besonders in visumspflichtigen Ländern wird die Vorlage eines Gesundheitszeugnisses verlangt. Solch ein Zeugnis wird vom Gesundheitsamt vergeben und kostet idR zwischen 20 und 30 Euro.

Versicherung

Eine Auslandskrankenversicherung ist unbedingt erforderlich. Kontaktiere einfach deine Krankenkasse und frage nach einer solchen Zusatzversicherung.

Eine Unfall- und Haftpflichtversicherung ist ebenfalls äußerst sinnvoll. Oft bieten die Vermittlungsagenturen Versicherungspakete an oder können dich zumindest umfassend beraten.

Weitere wichtige Infos

Kindergeld

Es ist theoretisch möglich, auch während deines Auslandsaufenthaltes weiter Kindergeld zu erhalten. Die Voraussetzung hierfür ist allerdings ein Sprachkurs von mindestens zehn Stunden die Woche. Zeitlich ist das jedoch für ein Au-pair ganz schön schwierig. Auf Nachfrage rechnen manche Sprachschulen auch die Nacharbeit zu Hause an. In Australien und Neuseeland ist es etwas schwierig mit dem Besuch eines Sprachkurses, da das Working Holiday Visum dies nur für die Dauer von vier bzw. sechs Monaten erlaubt.

Kosten

Im Normalfall trägt das Au Pair seine An- und Abreisekosten selbst. Hinzu kommen die Kosten für das Visum, das ärztliche Attest, einen internationalen Führerschein und, falls gewünscht, die Gebühr für den Sprachkurs.

Fazit: Ein Au-pair Jahr ist sicherlich mit einigen Herausforderungen verbunden. Es lohnt sich dennoch, denn an Herausforderungen kann man wachsen. Wenn Du also Spaß an Kindern hast und gleichzeitig offen aber auch anpassungsfähig bist, dann ist dies eine wunderbare Chance dich nach dem Abitur in eine fremde Kultur zu stürzen, neue Kontakte zu knüpfen und dein Selbstbewusstsein zu stärken. Der neugewonnene Sprachenwortschatz wird dir insbesondere bei der Entscheidung für ein linguistisches Studium enorm weiterhelfen.

Bildquelle: Vielen Dank an Unsplash für das Bild (© Unsplash / pixabay.com).


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