Enttäuschende Erkenntnis Studiengebühren verändern praktisch nichts

Enttäuschende Erkenntnis Studiengebühren verändern praktisch nichts
Der Durchschnittsstudent in Deutschland kann sich freuen: sofern er nicht zu lange auf der faulen Haut liegt und gerade Geschichte im 15. Semester studiert, ist das Studium für ihn grundsätzlich kostenlos. Die Studiengebühren sind mittlerweile in allen Bundesländern wieder abgeschafft. Anders sieht es bei unseren europäischen Nachbarn aus: In Großbritannien etwa müssen Studenten rund 9.000 Pfund je Studienjahr auf den Tisch legen. Viel Geld für nichts? Forscher des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) haben in neun Staaten (darunter auch außereuropäische Staaten wie Kanada) untersucht, welche Folgen Studiengebühren haben. Die ernüchternde Erkenntnis: Eine Campus-Maut hat kaum Wirkungen.

Studiengebühren bringen keine spürbare Verbesserung der Studienbedingungen
Gegner von Studiengebühren dürfen sich bestätigt fühlen: Die Erhebung ergab, dass sich Studiengebühren nicht zwangsläufig positiv für Studenten auswirken. „Studiengebühren führen nicht automatisch zu mehr Geld in der Lehre und einer verbesserten Betreuung von Studierenden“, hält Studienleiter Dr. Dominic Orr fest. Das auffälligste Beispiel der untersuchten Länder ist Kanada. Laut Studie verschlechterten sich die Betreuungsrelationen an den kanadischen Hochschulen um 20 %, während zeitgleich das universitäre Einkommen pro Student um 40% stieg. Oftmals werden zusätzliche Gelder durch die Hochschulen nicht zur Qualitätsverbesserung eingesetzt, sondern zur Schaffung neuer Studienplätze. Der positive Effekt, dass Studiengebühren eine bessere Ausbildung ermöglichen, bleibt also in den meisten Fällen aus. Eher werden Extra-Einnahmen dazu verwendet, steigende Personalkosten zu decken oder fließen in nicht lehrbezogene Aktivitäten der Hochschulen, beispielsweise in die Verwaltung.

Studiengebühren haben keinen negativen Einfluss auf die Immatrikulationsquote
Aber auch die negativen Folgen einer Einführung oder Erhöhung von Studiengebühren halten sich in Grenzen, sagt die Studie vom DZHW. Die Studierquoten stiegen in fast allen Ländern über den gesamten Untersuchungszeitraum (1995-2010) an, unabhängig von der jeweils vorherrschenden Studiengebührenpolitik. Dies betrifft übrigens auch den Anteil der Studierenden aus niedrigeren sozio-ökonomischen Schichten. Für Studierende sei eher das Verhältnis von Studiengebühren und finanzieller Unterstützung ausschlaggebend, erklärt Dorr. Da oft eine Einführung oder Erhöhung von Studiengebühren mit zusätzlichen finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten für Studenten (zum Beispiel durch die vermehrte Vergabe von Stipendien oder Studienkrediten) verbunden ist, bedeuten die Gebühren selten einen Rückgang der Einschreibungen. Eine Ausnahme hiervon ist eine Reform in England im Jahre 2012, in deren Folge die Studiengebühren durchschnittlich um rund 8.000 Euro stiegen. Diese Anhebung der Gebühren hatte sehr wohl negative Auswirkungen auf die Einschreibquote.

Die komplette Studie findest du hier.

Bildquelle: Vielen Dank an stevepb für das Bild (© stevepb/www.pixabay.de).

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