Tipps für eine Lerngruppe im Studium

Tipps für eine Lerngruppe im Studium
In einer Lerngruppe lernt man für die Uni intensiver, ist motivierter und kann sich nicht so leicht drücken. So sieht es zumindest theoretisch aus.

In der Praxis besteht das Treffen einer Lerngruppe jedoch häufig nur aus Kaffee trinken und Plaudern und nach zwei, drei Stunden stellt man erstaunt fest, dass man weder über den Inhalt der Klausuren noch über den Ablauf gesprochen hat. Dann muss der Erste auch schon wieder zum Sport und ein anderer ist zum Essen verabredet und auf dem Nachhauseweg realisiert man, dass man einen kompletten Tag so kurz vor der Prüfung verschwendet hat. Damit dir das mit deiner Lerngruppe im Studium nicht mehr passiert, haben wir einen Plan für dich, wie du eine wirklich effektive Lerngruppe findest bzw. selbst gründest und nach welchen Schritten du dabei vorgehen solltest.

Im Studium eine Lerngruppe gründen


Wenn du auf der Suche nach einer Lerngruppe bist, ist es am einfachsten, wenn du deine Kommilitonen direkt im Seminar oder in der Vorlesung ansprichst. Vielleicht hast du mit dem einen oder anderen schon ein Referat gehalten und kannst dir vorstellen mit ihm in einer Lerngruppe zusammenzuarbeiten. Keine Scheu, Fragen kostet nichts.

Wenn du allerdings in deinen Veranstaltungen nicht fündig wirst, gibt es noch andere Möglichkeiten. Für fast jedes Institut hängt ein schwarzes Brett aus, an dem auch Studenten Anzeigen veröffentlichen können. Schau einmal nach, ob nicht jemand anderes ebenfalls eine Lerngruppe sucht.

Wenn du nicht fündig wirst, kannst du selbst eine Suchanzeige aufgeben. Das funktioniert selbstverständlich auch übers Internet. Für jeden Studiengang gibt es in der Regel eine Facebook-Gruppe oder ein Onlineportal wie Uniturm.de, in dem sich die Studenten austauschen können. Auch dort kannst du dich nach Lernpartnern erkundigen. Solltest du hier ebenfalls nicht fündig werden, kannst du dich an den Fachschaftsrat wenden, denn dieser funktioniert häufig als Vermittler zwischen den Studenten.

Diese Voraussetzungen sollten die Teilnehmer einer Lerngruppe erfüllen:


Die wichtigste Grundvoraussetzung ist auf jeden Fall die gegenseitige Sympathie der Teilnehmer, denn mit Personen, die du nicht leiden kannst, lässt es sich nicht gut zusammenarbeiten.

Außerdem sollte in der Lerngruppe ungefähr der gleiche Wissensstand bei allen Teilnehmern herrschen. Für Studenten des sechsten Semesters lohnt es sich kaum mit Erstis für ihre Prüfung zu lernen. Für eine produktive Lerngruppe sind drei bis maximal fünf Teilnehmer am besten, denn so wird niemand ausgeschlossen und es bilden sich keine Untergruppen. Auch wenn zehn Personen dieselbe Klausur schreiben, lohnt es sich nicht, sich mit allen zusammenzusetzen.

Von Vornherein sollte klar sein, dass die Teilnehmer wirkliches Interesse an einer produktiven Lerngruppe haben. Denn wenn sich einige nur den Inhalt des Seminares oder Moduls erklären lassen wollen und die Lerngruppe als eine Art Nachhilfe sehen, sind sie fehl am Platz. Dasselbe gilt für Personen, die ihr Wissen lediglich überprüfen wollen und den anderen einen Vortrag halten. So kommt kein effektives Lernklima zustande.

Organisation einer Lerngruppe im Studium


Hast du andere Studenten, idealerweise aus deinem Semester, gefunden, mit denen du zusammen arbeiten willst und einen ruhigen, ungenutzten Raum (nicht die Bibliothek, denn dort stört ihr garantiert die anderen Studenten), solltet ihr als erstes die Lernziele festlegen. Das gilt für den Inhalt sowie für die Note der Prüfung. Wollt ihr einfach nur bestehen oder wollt ihr den Prüfer mit eurem Wissen von den Socken hauen?

Wenn ihr die Lernziele festgelegt habt, bietet es sich an, einen Zeitplan zu erstellen. Wie viel Zeit bleibt bis zur Prüfung? Welche Themen sollen durchgenommen werden und wie viel Zeit nehmen sie in Anspruch? Dies alles solltet ihr klären, bevor es mit dem Lernen los geht.

Außerdem ist die Regelmäßigkeit eurer Treffen ein wichtiger Punkt. Je nachdem wie viel Zeit euch noch bis zu den Klausuren bleibt, solltet ihr euch ein- bis dreimal in der Woche treffen. Am einfachsten ist es, wenn ihr einen bestimmten Tag festhaltet, an dem ihr euch immer wieder trefft.

Am Ende jeder Lerneinheit sollte genau abgesprochen werden, mit welchen Themen sich das nächste Mal beschäftigt wird und welche Aufgaben und Lernübungen jeder einzelne dafür vorbereitet. Falls ihr zum Beispiel einen bestimmten Text besprechen wollt, ist es empfehlenswert, diesen in Abschnitte zu unterteilen. Jeder liest zwar den gesamten Text, aber fasst seinen Abschnitt genau zusammen, sodass er ihn den anderen Teilnehmern der Lerngruppe erklären kann.

Vorteile einer Lerngruppe im Studium


Wenn es euch gelingt ein gutes Lernklima zu schaffen, in dem sich jeder wohlfühlt und sinnvoll mitarbeitet, kann eine Lerngruppe nur Vorteile bringen.

Durch die regelmäßigen Treffen ist man motiviert und hält Lernziele ein, da den anderen gegenüber ein gewisses Verantwortungsbewusstsein besteht. Durchhängephasen, aus denen man sich allein nur schwer herauswinden kann, werden von der Gruppe abgefangen. Ein weiterer Vorteil, gegenüber dem Alleinlernen ist, dass durch den ständigen Austausch Wissenslücken entdeckt und gefüllt werden können, denn manchmal merkt man gar nicht, dass man ein Thema gar nicht richtig verstanden hat oder nicht intensiv genug durchgegangen ist.

Jeder kann sich Fakten durch eine andere Methode oder Lernstrategie am besten merken. Manchen reicht es, die Informationen zu hören und schon sind sie im Kopf gespeichert. Andere müssen die Infos lesen oder aufschreiben, um sie sich besser einzuprägen. Wieder andere müssen darüber reden oder praktische Erfahrungen damit verbinden. In einer Lerngruppe werden alle diese Methoden angewendet.

Vor allem für praktische und mündliche Prüfungen sind Lerngruppen von Vorteil, denn diese können nach Belieben immer wieder mit den unterschiedlichsten Fragen durchgespielt werden. Dieses Verfahren hilft übrigens besonders gut gegen Prüfungsangst.

Durch den ständigen Austausch von Wissen, Lösungsvorschlägen und Wiederholungen des Lernstoffs werdet ihr außerdem kreativer und findet möglicherweise verschiedene Lösungsansätze.

Vom Lernen mal ganz abgesehen, fördert die Zusammenarbeit mit anderen deine zwischenmenschlichen Fähigkeiten (Soft Skills) wie Toleranz, Kompromissbereitschaft und dem Vertreten der eigenen Meinung. Außerdem entsteht in jeder Gruppe normalerweise eine kleine Wettbewerbssituation, die euch ebenfalls noch einmal motivieren könnte.

Nachteile einer Lerngruppe im Studium


Genau diese Wettbewerbssituation kann allerdings auch zu einem Problem werden, wenn die Gruppenmitglieder zu ehrgeizig sind und die anderen übertreffen wollen. Ein zu großer Wettbewerbsdruck kann dazu führen, dass sich einige Mitglieder der Gruppe unsicher fühlen und keine Fragen mehr stellen, aus Angst von den anderen bewertet zu werden.

Wenn kein gutes Lernklima oder eine Hierarchie in der Gruppe herrscht, kann es vorkommen, dass Beitrage einzelner vergessen oder überhört werden. Außerdem kann es wie bei einer Gruppenarbeit im Studium vorkommen, dass sich einige Teilnehmer zurücklehnen und die gesamte Arbeit an einzelnen Personen hängen bleibt. Daher ist die Auswahl der Teilnehmer der Lerngruppe wirklich sehr wichtig!

Verhalten innerhalb einer Lerngruppe


Generell gilt, wie in allen anderen Lebenslagen auch: verhalte dich den anderen so gegenüber wie du auch gerne behandelt werden willst. Das heißt, lasse jeden aussprechen, kritisiere niemanden persönlich und sei tolerant. Falls dich irgendetwas stören sollte, zum Beispiel, dass immer erst der neuste Uniklatsch durchgesprochen werden muss und niemand die Anstalten macht sich mit dem Lernmaterial zu beschäftigen, spreche dies auf jeden Fall an.

Die anderen werden in dem Moment vielleicht genervt reagieren, doch im Endeffekt kommt doch jeder zum Lerntreffen um etwas Produktives zu tun. Achte darauf, dass auch in hitzigen Diskussionen, die den Lerninhalt betreffen, die Konversation sachlich bleibt und beharre nicht zu sehr auf deiner Meinung.

Fazit: Im Endeffekt kann es nicht schaden, sich mit einer Lerngruppe zu treffen. Wenn es zwischen euch nicht stimmen sollte, kannst du immer noch austreten. Falls es aber gut läuft, hast du eine super Grundlage für die Prüfung. Trotzdem kommst du natürlich um das Selbststudium nicht herum, denn beim Auswendiglernen oder Aufgaben verstehen und lösen, kann dir deine Lerngruppe während der Klausur auch nicht weiterhelfen.

Bildquelle: Vielen Dank an sasint für das Bild (© sasint/pixabay.com)

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