Studentencafé an der Hochschule Merseburg wird zum Testcenter für Biokunststoff

    Tassen aus BioCelain®, dem Outdoor-Porzellan der Merseburger Firma Exipnos, haben sich bereits vieltausendfach auf Messen, Veranstaltungen und Events bewährt. Seit einigen Tagen sind sie nun Gegenstand eines spannenden Forschungsprojektes: Im Café 144 an der Hochschule Merseburg (HoMe) werden die Becher aus biobasiertem und bioabbaubarem Kunststoff unter wissenschaftlicher Aufsicht einem mehrwöchigen Praxistest unterzogen. Erklärtes Ziel ist die Weiterentwicklung des Materials und die Suche nach neuen Anwendungen.

    „Dieses Projekt vereint in sich alle Facetten der Nachhaltigkeit, von der Nutzung nachwachsender Ressourcen für die Kunststoffherstellung, der umweltfreundlichen Fertigung der Tassen bis hin zu sozialen Aspekten, die durch die Beteiligung der Studierenden an diesem Projekt zum Tragen kommen“, ermuntert Professorin Beate Langer (Professur für Kunststofftechnik/Polymerwerkstoffe) Neugierige, bei dieser Studie einmal mehr mittendrin statt nur dabei zu sein und hebt hervor, „dass wir uns an der Hochschule Merseburg schon lange aktiv mit innovativen und zukunftsträchtigen Technologien auseinandersetzen, beispielsweise im Bereich Recycling und der Abbaubarkeit von Kunststoffen“.

    Alle Bereiche der Hochschule seien eingeladen, an dem Forschungsvorhaben mitzuwirken. Schließlich biete die HOME mit ihren drei Säulen aus Ingenieur- und Naturwissenschaften, dem Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur sowie den Wirtschafts- und Informationswissenschaften beste Voraussetzungen für eine ganzheitliche Betrachtung von Zukunftswerkstoffen wie BioCelain®, unterstreicht die Professorin für Kunststofftechnik und Polymerwerkstoffe bei der Vorstellung des Forschungsvorhabens mit der Exipnos GmbH.

    Seit Mitte März ist das von Studierenden betriebene Café 144 die Testumgebung für das neue Forschungsprojekt. „Die Tassen sind hier täglich im Einsatz“, erklärt Mervan Haji, Maschinenbau-Student und studentischer Mitarbeiter im Bereich Kunststofftechnik/Polymerwerkstoffe der Hochschule, „hier möchten wir die Erfahrungen der Nutzer erkunden und unsere Testobjekte für eine Reihe von Materialstudien gewinnen“.

    Die per Laser mit einer individuellen Nummer markierten Tassen werden dafür nach unterschiedlicher Nutzungsdauer für eingehende Untersuchungen aus dem Verkehr gezogen. „In vergleichenden Analysen prüfen wir zum Beispiel, inwieweit sich Härte, Dichte, Kristallinität oder auch die Oberflächenstrukturen durch den Gebrauch verändern“, erläutert Prof. Langer.

    „BioCelain® ist unzerbrechlich wie Kunststoff, liegt aber wertig in der Hand wie Porzellan“, erklärt Eduard Putsch, Produktionschef der Merseburger Exipnos GmbH, die Besonderheiten des noch jungen Materials, „es ist spülmaschinengeeignet, kann aber in bioaktiver Umgebung wie zum Beispiel Erde durch Mikroorganismen zersetzt und so wieder Bestandteil natürlicher Kreisläufe werden“. Möglich mache dies die spezielle Kunststoff-Rezeptur aus biobasiertem PBS (Polybutylensuccinat, auch bekannt als Polybernsteinsäure) und Mineralien sowie mineralischen Farben, die die Hauptbestandteile des Werkstoffes bilden.

    „Allerdings möchten wir das Material noch besser kennenlernen und für weitere Anwendungen optimieren“, so der Produktionschef des 17 Mitarbeiter zählenden, über 100 Jahre alten Familienunternehmens. Die Entstehung bestimmter Verfärbungen interessiere dabei ebenso wie beispielsweise die Frage, wie die biologische Zersetzung genau vonstattengehe. „Für solche mikrostrukturellen Untersuchungen haben wir als Mittelständler jedoch nicht die erforderliche technische und personelle Ausstattung.“ In Kooperation mit der Hochschule konnten die Compoundier-Experten hingegen schon bei früheren Forschungsvorhaben „so manches Rätsel lösen – und Studierenden im Gegenzug interessante Aufgaben für Forschungs- und Abschlussarbeiten bieten“.

    „Mit Projekten wie diesem gelingt es, den angehenden Fachkräfte-Nachwuchs für die Kunststofftechnik zu begeistern“, nennt Beate Langer eine weitere wichtige Motivation für das Projekt: „Die Studierenden suchen ganz bewusst nach Möglichkeiten, um nachhaltige Lösungen mitzuentwickeln und voranzutreiben“, so die Professorin. Das gemeinsame Forschungsprojekt mit der Exipnos GmbH biete vielfältige Chancen dafür. So könnten „Studierende an der Verbesserung von Materialeigenschaften und an neuen Produktdesigns mitarbeiten, Videos entwerfen, die die Besonderheiten von Biokunststoffen anschaulich erklären sowie Vermarktungskonzepte entwickeln, um nachhaltige Materialien mit ihren Vorteilen bekannter zu machen.“ Der Fantasie seien kaum Grenzen gesetzt. Mervan Haji, der das Projekt als Student mit vorbereitet hat und es auch wissenschaftlich begleitet, möchte zum Beispiel das Werkzeug für eine neue Tassenform entwickeln. „Ein erstes Modell aus dem 3D-Drucker“, verrät der 29-Jährige, „ist schon fertig“.