Hiwi werden: Gehalt, Aufgaben einer studentischen Hilfskraft

Hiwi werden: Gehalt, Aufgaben einer studentischen Hilfskraft
Erst fallen sie gar nicht so sehr auf, aber wenn man genauer hinschaut, lassen sich überall in der Uni Studenten finden, die sich außerhalb ihrer regulären Vorlesungen und Praktika in den Laboren und Büros der Professoren herumtreiben. Das tun sie nicht etwa, um sich bei ihren künftigen Prüfern einzuschmeicheln, sondern weil es zu ihren Aufgaben als studentische Hilfskräfte bzw. kurz Hiwis gehört. Was sind die Aufgaben studentischer Hilfskräfte? Welche Vorteile bringt ein Hiwi Job an der Uni? Wie wird man studentische Hilfskraft? Alles, was du zum Thema Hiwi wissen musst, erfährst du hier.

Was ist ein Hiwi?

Der Begriff Hiwi wird allgemein als die Abkürzung für „Hilfswissenschaftler“ betrachtet. Dahinter verbergen sich im Grunde drei Kategorien von Studentenjobs, die oft synonym unter den Begriff "Hiwi" gefasst werden: studentische Hilfskräfte, wissenschaftliche Hilfskräfte und studentische Beschäftigte.

Studentische Hilfskräfte besitzen noch keinen Hochschulabschluss, während wissenschaftliche Hilfskräfte mindestens den Bachelor erreicht haben. Die Aufgaben unterscheiden sich nicht allzu sehr, dafür steigt der Stundenlohn ein wenig.

Studenten, deren Aufgabenfeld in Bereichen wie Bibliothek, Verwaltung oder Technik liegt, werden als studentische Beschäftigte bezeichnet. Hierbei kommen die Beschäftigten eher weniger bis gar nicht mit wissenschaftlichem Arbeiten oder Forschung in Berührung.

Wer Hiwi werden will, sollte sich also vorher überlegen, welchen Zweck er mit seinem Job erfüllen will. Steht der finanzielle Aspekt im Vordergrund, erscheint eine Bewerbung als studentischer Beschäftigter geeignet. Geht es dir eher um den wissenschaftlichen Aspekt, Forschung und Einblicke in die Lehrtätigkeit, dann solltest du dich eher um eine Stelle als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskraft bemühen.

Wie werde ich studentische Hilfskraft?

Es gibt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, um an eine Stelle als Hiwi heranzukommen. Die gängigere Variante ist es sich selbst zu informieren. Wirf am besten einen Blick auf das Schwarze Brett oder sieh auf der Homepage deiner Hochschule oder des entsprechenden Fachbereiches nach, ob Stellen ausgeschrieben sind. Eine andere Alternative bieten auch die gängigen Online-Jobbörsen: hier werden nicht nur die ausgeschriebenen Stellen der eigenen Einrichtung, sondern auch die anderer Universitäten angezeigt.

Weiterhin macht es sich immer gut, wenn du deinen Dozenten oder Professor direkt auf einen Studentenjob ansprichst, selbst wenn gerade keine Stelle ausgeschrieben ist. Dadurch vermittelst du sowohl Interesse am Fach als auch ein gewisses Maß an Engagement. Studenten, die Fragen stellen und sich einbringen, bleiben eher im Gedächtnis, was sich im Verlauf deines Studiums hin und wieder positiv auswirken kann.

Es empfiehlt sich, bei ausgeschriebenen Stellen beim entsprechenden Professor oder Dozenten noch einmal nachzufragen, ob die Stelle noch zu haben ist und ob es sich noch lohnt eine Bewerbung dafür anzufertigen. Hiwi-Stellen sind schließlich sehr begehrt, sodass du garantiert nicht die einzige Person sein wirst, die sich dafür interessiert. So ersparst du dir selbst Zeit und dem Verantwortlichen Papierkram, wenn die Stelle bereits vergeben oder die Anzahl der Bewerbungen ausreichend ist.

Eine andere Möglichkeit ein Hiwi werden zu können, ist, aufgrund von Erfahrung und herausragenden Leistungen dem Dozenten derart positiv aufzufallen, dass er dich auf die Besetzung der Stelle einer studentischen Hilfskraft anspricht. In der Regel kommt dies nicht allzu häufig vor, wodurch die eigenen Chancen wesentlich höher stehen, wenn man selbst aktiv wird.

Welche Anforderungen du bei diesem Studentenjob erfüllen musst, welche Aufgaben du übernehmen wirst und wie du dich am besten bewirbst, erfährst du durch die Stellenausschreibung bzw. während des Gesprächs mit deinem Dozenten. Grundsätzlich ist es aber stets von Vorteil, wenn du bereits Veranstaltungen des jeweiligen Lehrstuhls besucht und erfolgreich abgeschlossen hast. Dadurch hast du bereits eine gute Grundlage für die schriftliche Bewerbung geschaffen, um dein Interesse für die Arbeit als studentische Hilfskraft zu verdeutlichen.

Beachte: In der Regel werden Studenten frühestens ab dem fünften Semester als Hiwi eingestellt, da sie erst eine gewisse Erfahrung und fachliche Kompetenz erwerben müssen. Wer bereits zu Beginn seines Studiums Kenntnisse mitbringt oder gute Leistungen vorweisen kann, bekommt eventuell auch schon eher die Chance ein Hiwi werden zu können.

Welche Aufgaben hat ein Hiwi?

Das Aufgabenfeld bei diesem Studentenjob gestaltet sich recht vielseitig und variiert je nach Studienrichtung. Hauptsächlich handelt es sich bei den Tätigkeiten eines Hiwis um unterstützende wissenschaftliche Dienstleistungen in Forschung und Lehre und damit zusammenhängenden Verwaltungstätigkeiten.

Generell wird man immer jemandem an der Uni direkt unterstellt. Das kann ein Professor oder Dozent sein, aber auch Personen mit selbständigen Lehraufgaben bzw. wissenschaftliche Mitarbeiter.

Folgende Aufgaben werden häufig von studentischen bzw. wissenschaftlichen Hilfskräften übernommen:

- Korrekturlesen von Aufsätzen oder Büchern

- Korrigieren von Hausarbeiten oder Klausuren

- Betreuung von Studenten

- Vorbereitung und Leitung eigenständiger Tutorien und Übungen zur Vermittlung von Fachwissen, praktischen Fertigkeiten und wissenschaftlichen Methoden

- Vertretung des Professors oder Dozenten bei dessen Abwesenheit

- Mitarbeit bei Forschungsprojekten

- Korrektur der Fußnoten von wissenschaftlichen Publikationen

- Unterstützung bei der Vorbereitung und Organisation von Lehrveranstaltungen

- unterstützende Bürotätigkeiten (von einfachen Dingen wie Abheften und Kopieren bis hin zu umfangreichen Aufgaben)

- Aushilfe in der Hochschulverwaltung

- Instandhaltung der Institutshomepage

- umfangreiche Recherchearbeiten

- Ausdenken von Aufgaben für Abschlussprüfungen

Die meisten Aufgaben haben direkt mit dem eigenen Studium bzw. inhaltlichen Schwerpunkten zu tun, sodass du nicht nur wichtige Einblicke in die praktische Anwendung des erlernten Wissens bekommst, sondern auch bestens auf deinen Abschluss sowie eine wissenschaftliche Laufbahn vorbereitet wirst. Als Hiwi werden Studium und Arbeit zu einer Symbiose.

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Wie viele Stunden arbeitet ein Hiwi in der Woche?

Die maximale Stundenanzahl für Hiwis liegt bei etwa 20 Stunden in der Woche, was der Hälfte der durchschnittlichen Arbeitsstunden eines Tarifbeschäftigten entspricht. Die genaue Stundenanzahl wird an jeder Uni individuell festgelegt. Du kannst sie bereits im Voraus der Stellenbeschreibung entnehmen oder beim Vorstellungsgespräch in Erfahrung bringen.

Gehalt eines Hiwis: was verdient eine studentische Hilfskraft?

Diese Frage lässt sich nicht allgemein beantworten, da keine bundesweite Festlegung existiert. Je nach Bundesland und auch von Uni zu Uni variiert der Stundenlohn. Zusätzlich hängt deine Vergütung von deinem Bildungsgrad bzw. deinem vorhandenen oder nicht vorhandenen Studienabschluss (Bachelor, Master, Diplom) ab. Auch zwischen Ost und West gibt es Unterschiede. Grundsätzlich liegt das Gehalt aber etwa zwischen 8,50€ (untere Grenze für Hiwis ohne Abschluss) und 15,50€ (obere Grenze für Hiwis mit Master oder Diplom) pro Stunde.

Häufig hört oder liest man, dass dieser Studentenjob allgemein schlecht bezahlt wird. Hiwis werden zwar durch ihre Tätigkeit als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskraft nicht reich, das ist richtig, aber aus zahlreichen Erfahrungsberichten geht hervor, dass viele mit ihrem Stundenlohn durchaus soweit zufrieden sind (bzw. waren). Natürlich gibt es sicherlich auch Hiwis, die gemäß ihrer Arbeit schlichtweg unterbezahlt sind, aber letztendlich entscheidet jeder Hiwi für sich selbst, ob er die Bezahlung angemessen findet oder nicht.

Wie lange ist man als Hiwi angestellt?

Wer Hiwi werden will, dem sei gesagt, dass es auch hier keine feste Regelung gibt. Meistens gilt ein Vertrag für die Dauer von einem oder zwei Semestern und kann je nach Ermessen des Professors verlängert werden. Lediglich die maximale Anstellungsdauer ist bei einem Hiwi auf 6 Jahre begrenzt.

Vorteile einer stduentischen Hilfskraft

Bisher gab es noch keinen Studenten, dem seine Arbeit als Hiwi geschadet hat. Auch wenn es den perfekten Studentenjob nicht gibt und sicherlich jede Arbeit gewisse Nachteile mit sich bringt, wirst du trotzdem definitiv von einer Tätigkeit als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft profitieren.

Das sind die 10 wichtigsten Vorteile während deiner Tätigkeit als Hiwi:
1. Du bekommst ein genaues Bild zur Struktur, der Organisation und der Verwaltung deiner Universität aus der Sicht eines Mitarbeiters.

2. Du bekommst die Möglichkeit, an aktuellen Forschungsthemen mitzuwirken und wissenschaftliches Arbeiten zu trainieren. Außerdem kannst du dir so vertiefendes und anwendungsorientiertes Wissen aneignen und lernst komplizierte Sachverhalte besser verstehen.

3. Dein Studium wird deutlich abwechslungsreicher und interessanter, sobald du tiefer im Stoff stehst und studienfachspezifische Aufgaben übernehmen kannst.

4. Neben der ganzen Theorie aus den Vorlesungen erhältst du zusätzlich praktische Erfahrung, wodurch dein Unialltag ein wenig aufgelockert wird.

5. Du lernst das Personal – Professoren, Doktoranden, potenzielle Doktorväter für die Promotion - der Uni besser kennen, verstehen und mit ihnen umzugehen und erhöhst somit deine sozialen Kompetenzen. Kontakte zu knüpfen kann dir wichtige Türen öffnen.

6. Dein zusätzlicher Zeit- bzw. Arbeitsaufwand wird vergütet, sodass du nicht nur auf wissenschaftlicher und sozialer, sondern auch auf finanzieller Ebene entschädigt wirst.

7. Da du dich ohnehin - je nach Stundenplan - täglich in der Uni aufhältst, kannst du deine Arbeit als Hiwi sehr gut in deinen Unialltag integrieren. Zwischen den Vorlesungen kannst du so bereits kleinere oder auch etwas größere Aufgaben erledigen. Somit sparst du dir auf jeden Fall den Arbeitsweg.

8. Du erhältst Einblicke in die Arbeit eines Wissenschaftlers bzw. Forschers und kannst für dich recht früh feststellen, ob diese Form der Arbeit für dich in Frage kommt.

9. Mit einem Studentenjob als Hiwi zeigst du zusätzliches Engagement während deines Studiums und die Bereitschaft mehr zu tun als das, was notwendig ist. Somit kann die Angabe dieser Anstellung in deinem Lebenslauf bei künftigen Bewerbungsverfahren ein ausschlaggebender Punkt sein, der dich von anderen Bewerbern abhebt.

10. Als Hiwi wirst du von vielen Universitäten während der Klausurphasen oder zum Schreiben der Abschlussarbeit freigestellt.

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Welche Nachteile habe ich als Hiwi?

Wer Hiwi werden will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass Überstunden in den meisten Fällen vorprogrammiert sind. Natürlich hängt das vom jeweiligen Aufgabenfeld ab. Allerdings ist es ein Fakt, dass sich bei der Mehrheit einige Überstunden ansammeln, die nicht bezahlt werden, wodurch viele Außenstehende von Ausbeutung sprechen.

Hierbei muss allerdings differenziert werden, ob den studentischen oder wissenschaftlichen Hilfskräften zu viel Arbeit für die reguläre Arbeitszeit auferlegt wurde oder ob sie freiwillig die Überstunden in Kauf nehmen. Erfahrungsberichte zeigen, dass vor allem Hiwis, die sich an Forschungsthemen beteiligen, willentlich mehr Zeit investieren, da ihnen die Arbeit viel Spaß bereite und sie so viel wie möglich mitnehmen wollen.

Ein weiterer Nachteil ist die schlechte Planbarkeit aufgrund von befristeten Verträgen. Diese können nur ein paar Monate umfassen, in besseren Fällen gleich ein halbes oder ein ganzes Jahr. Selbst dann kann man nicht davon ausgehen, dass der Vertrag automatisch verlängert wird. Wenn gerade kein Bedarf mehr besteht, kann die Tätigkeit als Hiwi ziemlich schnell enden. Besonders hart ist das für jene, die mit diesem Studentenjob ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Hin und wieder kommt es auch vor, dass Hiwis Probleme bei der Durchsetzung ihrer Rechte – wie etwa Urlaubsansprüche – haben.

Hiwi werden lohnt sich

Ein Studentenjob an der Uni bietet dir die Gelegenheit einen roten Faden durch dein Studium zu ziehen: Theorie und Praxis werden eng miteinander verwoben und Strukturen, Abläufe sowie wichtige Grundlagen zum Verständnis werden präzisiert und ausgebaut.

Du erhältst nicht nur Einblicke in Wissenschaft und Forschung, sondern wirst auch auf sozialer und kultureller Ebene bereichert. Zusätzlich werden ganz nebenbei verschiedene Fähigkeiten wie Rhetorik, gesellschaftlicher Umgang und wissenschaftliches Arbeiten und Recherchieren geschult.

Wer Hiwi werden möchte, kann sich sicher sein, dass er sowohl im Studium, für das spätere Berufsleben als auch bei sich selbst einen großen Schritt nach vorne machen wird.

Tipp: Informiere dich im Vorfeld gründlich über die entsprechenden Aufgaben, die Bezahlung, Arbeitsstunden und Vertragslänge sowie über den entsprechenden Lehrstuhl, bei dem die Stelle ausgeschrieben ist. Befrage andere Hiwis und verschaff dir einen groben Überblick über deren Arbeitsalltag, um für dich selbst zu klären, ob das etwas für dich ist, ob du dem gewachsen bist, und um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Hiwis haben mancherorts einen schlechten Ruf

Es ranken sich ja allerlei Gerüchte und Vorurteile um den Studentenjob als Hiwi. Mal sind sie Professors Lieblinge, mal dessen Laufburschen oder einfach die unbeliebten, vermeintlich arroganten Kommilitonen, die sich damit brüsten einen Schlüssel für das Labor zu besitzen.

Diese Aussagen beruhen hauptsächlich auf Beobachtungen und Einschätzungen jener Studenten, die in ihrer gesamten akademischen Laufbahn nie selbst mit dem Aufgabenfeld eines Hiwis in Berührung gekommen sind.

Bereits während meines ersten Semesters hatte ich Hiwis als Tutoren, die mir von Kommilitonen aus den höheren Semestern im Vorfeld als unangenehme und eingebildete Zeitgenossen beschrieben wurden. Als Frischling verlässt man sich ja auf die Erfahrung seiner älteren Mitstudenten und ich ging mit gemischten Gefühlen zu den entsprechenden Veranstaltungen. Wie groß war die Überraschung, als ich nach den ersten Wochen festgestellt habe, dass diese Tutoren total kompetente und angenehme Menschen sind.

Dieses Beispiel zeigt erneut, dass es immer besser ist, seine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Im Verlauf meines Studiums bin ich verschiedenen studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften begegnet, darunter auch ein oder zwei, die mir unangenehm in Erinnerung geblieben sind. Das lag allerdings an den Menschen selbst und nicht an ihrer Tätigkeit. Hätte ich damals allerdings die Informationen von heute besessen, hätte auch ich ein Hiwi werden wollen.

Grundsätzlich sind Hiwis ein wichtiger Bestandteil für den reibungslosen Ablauf in einer Universität. Sie gleichen den Fachkräftemangel aus und entlasten Professoren, Dozenten und andere Angestellte bei ihren Tätigkeiten. Zusätzlich leisten sie einen großen Beitrag in Wissenschaft und Forschung und sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Student und Lehrstuhl. Demzufolge bieten sie im Grunde selbst wenig Anlass für ihren schlechten Ruf.

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Bildquellen:
Vielen Dank an Engin_Akyurt (©Engin_Akyurt/www.pixabay.com), jarmoluk (©jarmoluk/www.pixabay.com), hamonazaryan1 (©hamonazaryan1/www.pixabay.com) und TeroVesalainen (©TeroVesalainen/www.pixabay.com) für die Bilder


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