Lebenshaltungskosten von Studenten - ein Überblick

Lebenshaltungskosten von Studenten - ein Überblick
Die Zahl der Studierenden in Deutschland wächst stetig. Laut statista.de waren Im Wintersemester 2022/23 rund 2.916.000 Studenten an einer Hochschule oder Universität immatrikuliert. Für die überwältigende Mehrheit von ihnen beginnt mit dem ersten Semester auch ein völlig neuer Lebensschnitt. Sie ziehen von zu Hause aus – mitunter hunderte Kilometer weit weg – und bestreiten ihren Lebensunterhalt fortan alleine. Dass das ohne die Unterstützung der Eltern oder staatlicher Fördergelder wie BAföG kaum möglich ist, zeigt die folgende Aufstellung der Lebenshaltungskosten von Studenten.



Lebenshaltungskosten für Studenten in Deutschland



Laut der 22. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks von 2021, an der knapp 188.000 Studierende teilnahmen, kommen auf Studenten im Bundesdurchschnitt monatliche Lebenshaltungskosten in Höhe von 842€ zu. Das sind 23€ mehr als bei der 21. Erhebung aus dem Jahr 2016. Das entspricht einem Anstieg von etwa 2,8%. Geht man davon aus, dass das Preisniveau jährlich um 1-2% steigt, ist dieser Wert vertretbar. Doch wie teilen sich die Lebenshaltungskosten für Studenten in Deutschland auf?

Miete


Durchschnittlich 393€ geben Studenten monatlich für die Zahlung der Miete aus. Jedenfalls ergab das die 22. Sozialerhebung innerhalb der Zielgruppe „Fokus-Typ“. Dabei handelt es sich um die Befragten, die ledig sind, alleine wirtschaften, und ihr Erststudium in Vollzeit ausüben. 2016 lagen die Ausgaben noch bei 323€. Innerhalb von 5 Jahren stiegen die Kosten für Miete demnach um 21,7%. Es ist anzunehmen, dass bei der nächsten Erhebung ein noch stärkerer Zuwachs der Mietkosten zu verzeichnen sein wird.

Schon seit einiger Zeit klagen Verbraucherschützer über steigende, in manchen Regionen gar explodierende Mietpreise. 2017 stieg der durchschnittliche Mietpreis in München innerhalb eines halben Jahres um 3,2% auf 16€ pro Quadratmeter. Im selben Zeitraum betrug der Quadratmeterpreis in ganz Deutschland im Mittel „nur“ 6,90€. Regional sind die Mietpreise aber so unterschiedlich, dass sich nationale Vergleiche kaum heranziehen lassen. Wie auch unserer untenstehenden Grafik von Vouchercloud zu entnehmen ist, zahlt man in den Metropolen oft wesentlich mehr als in ländlichen Regionen, in denen noch Leerstand herrscht. Die meisten Hochschulen und Universitäten befinden sich jedoch in den Ballungsgebieten, in denen sich die Wohnungssuche schwierig gestaltet.

Übrigens: In München ist das Problem mit der Entwicklung der Mietpreise sehr speziell, man könnte fast sagen hausgemacht: Im Jahr 2004 wurde per Bürgerentscheid festgelegt, dass kein Gebäude die beiden Türme der Münchener Frauenkirche überragen darf. Diese sind exakt 98,57 Meter hoch. Der Entscheid sollte der Erhaltung des Stadtbildes dienen, dabei wird heutzutage vor allem in Großstädten auf den Höhenausbau gesetzt, um dem Mangel an Bauflächen entgegenzuwirken.

Lebenshaltungskosten für Studenten Miete
©Alexas_Fotos/pixabay.com

Ernährung


Theoretisch lässt sich an der Ernährung durchaus Geld sparen. Soll es „Der große Bauer“ sein, der seinen Weg von der Kühltheke zu dir in den Kühlschrank findet, oder gibst du dich mit dem Joghurt der Handelsmarke für 19 Cent zufrieden? Dieses Beispiel lässt sich auf die meisten Lebensmittel anwenden. Zudem stellt sich für Studenten immer wieder die Frage: Selbst Kochen oder Mensa?

Die Änderung bei den Kosten für Lebensmittel ist nicht ganz so hoch wie bei der Miete, jedoch am Ende des Monats bei vielen sicher bemerkbar. Von 168€ im Jahr 2016 stiegen die Ausgaben für Nahrung um 26€ auf 194€ (+15,5%) an.

Auto/öffentliche Verkehrsmittel


Mit den Anschaffungskosten ist es bei einem Auto noch lange nicht getan. Kosten für Versicherung, Instandhaltung und Benzin machen den fahrbaren Untersatz zu einer kostspieligen Angelegenheit. Letzterer hat sich von 2003 zu 2013 um 0,457€/l erhöht. Im Juni 2018 betrug er 1,476€/l. Der Hohe Spritpreis lässt auch die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel steigen – idealerweise ist euer Fahrausweis aber im Semesterbeitrag integriert und von diesen Erhöhungen weitgehend unberührt.

Die Änderungen der Kosten für Mobilität von Studenten sind beträchtlich und überraschend. Betrugen sie 2016 noch durchschnittlich 94€ im Monat, zahlten Studenten 2021 nur noch 74€. Der Kostenabfall beträgt somit 20€ - ganze 21,3% haben Studenten 2021 demnach weniger gezahlt.

Krankenversicherung/Arztkosten/Medikamente


Die eigene Gesundheit spielt für Studenten eine große Rolle – zumindest kann dieser Eindruck entstehen, wenn man die Kosten von Krankenversicherung, Arztbesuchen und für Medikamente vergleicht. Von 80€ (2016) auf 97€ (2021) stiegen die Ausgaben im Bereich Gesundheit, bei dem vor allem die Beiträge für die Krankenversicherung kräftig zu Buche schlagen. Dies entspricht einem saftigen Anstieg von 21,3%.

Kleidung


Bei den Kosten für Kleidung gibt es keine signifikanten Unterschiede zum Jahr 2016. Hier gaben die Befragten der Zielgruppe Fokus-Typ an, dass sie im Jahr 2021 40€ im Monat für Kleidung ausgeben würden. 5 Jahre zuvor waren das nur 2€ mehr.

Im bundesweiten Mittel nahmen Studenten bei Kleidung also nur Einsparungen von 4,8% vor.

Freizeit, Kultur und Sport


Die Ausgaben in Sachen Freizeit hängen sehr stark vom Lebensstil ab. Geht ihr mindestens einmal die Woche ins Kino und auf Partys oder ist das für euch eher die Ausnahme als die Regel? Die eignen Gewohnheiten spiegeln sich direkt im Monatsbudget wider.

Im Schnitt sind deutsche Studenten bei der 22. Sozialerhebung auch bei der Freizeitgestaltung konstant geblieben. Statt 61€ im Jahr 2016, gaben sie 2021 nur noch 60€ aus (-1,6%).

Interessanterweise ist diese Beständigkeit nicht immer auf ein gleichbleibendes Budget oder Freizeitbedürfnis zurückzuführen. Eine Befragung der Zeppelin University in Friedrichshafen ergab beispielsweise, dass Veranstalter und Studenten beim Thema Kulturangebot innerhalb der Region schlichtweg aneinander vorbeiredeten. Die Betreiber setzten bei ihren Events vorwiegend auf Plakatwerbung, Studierende hingegen informierten sich aber in erster Linie über soziale Netzwerke.

Lernmittel


In absoluten Zahlen verhielt es sich bei Lernmitteln genau wie mit den Lebensmitteln – Studenten gaben 2021 im Schnitt 8€ mehr aus als noch 2016. Statt 20€ (2016) lagen die Kosten für Lernmittel bei 28€ (+40%).

Im Hinblick auf den Fortschritt der Technik ist dieser Kostenzuwachs etwas überraschend. Immer mehr Studenten tauschen den Schreibblock für die Mitschrift in der Vorlesung gegen das Touchdisplay eines Tablets aus. Weltweit hatte das Tablet zwei Jahre nach der 20. Sozialerhebung, also 2014, Hochkultur, wie Absatzzahlen von 2010 bis 2023 belegen. Möglicherweise ist das Bedürfnis nach analogen Lernmitteln gerade nach dem Online-Unterricht der Corona Pandemie wieder gestiegen.

Telefon/Internet


Ebenfalls weitgehend gleichgeblieben sind laut der Erhebung von 2021 die Kosten für Internet und Telefonie. Betrugen sie 2016 31€, fielen sie 2021 auf 29€ (-6,5%).

Hier noch einmal alle Kosten im Überblick:

Lebenshaltungskosten für Studenten Überblick

Welche Einnahmen haben Studenten zur Verfügung?


Den Lebenskosten von Studenten stehen natürlich deren Einnahmen gegenüber. Der Durchschnittsstudent ist hierbei (zum Glück) recht gut aufgestellt: Die Gesamtkosten von 842€ sind mit 1.106€ Einnahmen gedeckt. Doch woher beziehen die Studenten ihre Einnahmen?

BAföG


Man sollte meinen, BAföG sei eine der ersten Adressen für Studenten, die finanzielle Unterstützung zur Bewältigung ihres Alltags suchen. Tatsächlich ist dem aber nicht so – die Zahl der Studierenden, die Ausbildungsförderung nach BAföG beziehen, geht zurück. 2021 betrug sie nur noch 9,8% der Befragten (18%, 2016).

Unterstützung der Eltern


Hat man keinen Anspruch auf BAföG, liegt das häufig daran, dass die eigenen Eltern zu viel verdienen und gewisse Freibeträge überschritten werden. Dann wäre es gut – und häufig auch notwendig – dass euch eure Eltern finanziell unterstützen. Eine große Hilfe könnte die Übernahme der Mietkosten sein, denn wie wir gesehen haben, ist dies höchstwahrscheinlich euer größter Kostenpunkt. Alternativ könntet ihr eure Eltern bitten, euch zumindest das Kindergeld zu überweisen, das sie für euch bekommen. Dieser Anspruch verfällt in der Regel nicht, wenn ihr ein Studium beginnt.

Nebenjob


Ob ihr euer Geld auf eher verrückte und skurrile Art und Weise verdient oder einen der beliebtesten Nebenjobs wie beispielsweise das Kellnern wählt, bleibt euch überlassen. Doch mit 58,9% geht mehr als die Hälfte der Studenten neben Vorlesungen und Seminaren arbeiten. In den Semesterferien sind es mit 63,3% nochmal ein ganzes Stück mehr.

Das hat diverse Vorteile – nicht nur für euren Geldbeutel. Hat der Job direkten oder indirekten Bezug zu eurem Studienfach, könnt ihr schon einmal wertvolle Erfahrungen sammeln, die euren Wert auf dem Arbeitsmarkt später nur steigern! So sind beispielsweise Lehramtsstudenten 1A Nachhilfelehrer.

Lebenshaltungskosten für Studenten Nebenjob
Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/201632/umfrage/umfrage-zum-parallelen-arbeiten-neben-dem-studium/

Fazit

Entschließt ihr euch dafür, ein Studium zu beginnen, fallen eine ganze Reihe von Kosten an. Vergleicht man die durchschnittlichen Einnahmen mit den Lebenshaltungskosten von Studenten, stellt man fest, dass immer noch ein kleines, aber gesundes Polster am Ende des Monats verbleibt. Das gilt aber beileibe nicht für alle Studierenden, da die Lebenshaltungskosten vielen verschiedenen Variablen unterworfen sind.
Gleiches gilt auch für die Einnahmen. So unterliegt beispielsweise die Einnahmenverteilung zum Teil großen, regionalen Schwankungen. In Sachsen müssen Studenten mit durchschnittlich 943€ auskommen, Kommilitonen in Hamburg stehen rund 1.138€ zur Verfügung.

Bildquelle: Vielen Dank an ptra und canva.de für das Bild (© ptra/www.pixabay.de)..

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