Die Region Berlin-Brandenburg ist Spitzenreiter beim Erstsemesterzuwachs. In Brandenburg schrieben sich 13,7 Prozent mehr Anfänger ein. In Berlin fingen 22 700 Erstsemester an, der Anstieg lag bei knapp zwölf Prozent. An diese Werte kommen nur Bremen, Thüringen und Sachsen heran – alles Länder ohne Gebühren. In Ländern, wo die Studierenden inzwischen bis zu 500 Euro pro Semester zahlen müssen, ist die Bilanz gemischt. In Hamburg und Niedersachsen begannen mehr als fünf Prozent mehr Anfänger. Baden-Württemberg, Hessen und das Saarland, die auch Gebühren nehmen, sind dagegen die einzigen Länder, in denen die Erstsemesterzahl geringfügig sinkt.
Fliehen also Abiturienten aus gebührenpflichtigen Ländern an die Unis, wo sie für das Studium noch nichts bezahlen müssen? Das ließen die Statistiker gestern offen. Aktuelle Zahlen zur Studierendenwanderung zwischen den Ländern könnten sie erst im Frühjahr vorlegen.
Woran aber liegt der Gesamtzuwachs? In den letzten Jahren waren die Zahlen immer weiter zurückgegangen, obwohl Deutschland im internationalen Vergleich bereits eine sehr niedrige Studierendenquote hat. Könnte der Anstieg allein an der demografischen Entwicklung in Deutschland liegen – weil bereits geburtenstarke Jahrgänge an die Unis drängen? Das sei nicht der einzige Grund, sagen die Statistiker. Da auch der Anteil der Studienanfänger an der gesamten Alterskohorte steige, sei ein Studium für Jugendliche offensichtlich attraktiver als noch im letzten Jahr. 36,6 Prozent des Jahrgangs nahmen ein Studium auf, 2006 waren es noch 35,7 Prozent. Die Quote steigt damit zum ersten Mal seit 2003. Ziel der Bundesregierung ist es, dass 40 Prozent eines Jahrgangs ein Studium aufnehmen.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) führte den Anstieg auf den Hochschulpakt zurück, mit dem Bund und Länder Platz für 90 000 neue Studienanfänger schaffen wollen. Der Pakt zeige "erste Wirkungen". Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) sagte, es zeige sich, dass die Hochschulen der Stadt "große Anstrengungen unternehmen", um die Zielvereinbarungen des Paktes zu erfüllen. Berlin soll bis 2010 im Schnitt jährlich 19 500 Studienanfängerplätze vorhalten, um das im Pakt vereinbarte Geld zu bekommen – und könnte noch mehr Mittel erhalten, wenn es zusätzliche Plätze bereitstellt.
