Studieren heute

Studieren heute
Nachdem wir schon darüber berichtet haben, wie das Studieren im Mittelalter aussah, widmen wir uns nun der neueren Universitätsgeschichte.

Studieren im langen 19. Jahrhundert

Ein typisches Merkmal des 19. Jahrhundertes war es, dass sich die Universitäten im Zuge der Bestrebungen um ein einheitliches deutsches Reich von kleinstaatlichen Landesuniversitäten hin zu nationalen Hochschulen wandelten. Dies zeigte sich beispielsweise darin, dass die lateinische Unterrichtssprache nun den jeweiligen Nationalsprachen wich.

Und auch die Studenten politisierten sich beginnend mit der Französischen Revolution immer stärker. Den Höhepunkt bildete dabei das 1817 von studentischen Burschenschaften ausgerichtete Wartburgfest, bei dem die jungen Männer für bürgerliche Freiheitsrechte und einen deutschen Nationalstaat öffentlich eintraten. Die im Anschluss daran von Metternich erlassenen Karlsbader Beschlüsse legten strengere Universitätsgesetze fest und sorgten zunächst dafür, dass die nationalen Tendenzen an den Universitäten nur noch im Untergrund vorangetrieben wurden und erst zur Reichsgründung 1871 wieder voll zum Tragen kamen.

Durch die Industrialisierung gefördert, wurden nun auch den technischen Hochschulen die Verleihung von Doktorgraden genehmigt, so dass sie nun mit den Universitäten rechtlich gleichgestellt waren.

In jener Zeit entstanden natürlich auch zahlreiche neue Studiengänge und Fakultäten wie z.B. Bergbau, Agrarwissenschaften oder Veterinärmedizin.

Typisch für die Spätzeit der Aufklärung waren auch die Reformbemühungen an zahlreichen Hochschulen wie der Georg-August-Universität Göttingen oder der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Ziel war es etwa, die Bibliotheken und Naturalienkabinette besser auszustatten, neue Forschungslaboratorien zu schaffen und besonders angesehene Professoren anzustellen. Zu den bekanntesten Beispielen zählt sicherlich auch die von Wilhelm von Humboldt begründete Berliner Humboldt Universität nach dem Ideal der Einheit von Bildung und Forschung.

Zum ersten Mal tauchte in den napoleonischen Befreiungskriegen nun auch der Militärdienst für Professoren und Studenten auf, für den viele junge Männer ihr Studium über Jahre hinweg z.T. auch freiwillig unterbrachen. Diese „Militarisierung“ der Wissenschaftler zeigte sich auch im Kleidungsstil, der sich stark an Uniformen orientierte.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde an deutschen Universitäten zudem allmählich die Immatrikulation von Frauen erlaubt. Einen akademischen Grad durften allerdings nur die wenigsten Studentinnen ablegen. Das erste Land, in dem Frauen der Hochschulzugang offiziell genehmigt wurde, war das Großherzogtum Baden im Jahr 1900.

Was ein Student im 19. Jahrhundert unbedingt für den Alltag brauchte:

finanzielle Unterstützung. Denn im 19. Jahrhundert zog es viele junge Männer der unterschiedlichsten sozialen Schichten an die Universitäten, erhofften sich doch viele vom Besuch einer Hochschule den gesellschaftlichen Aufstieg.

Dies führte u.a. dazu, dass sich das in der Frühen Neuzeit vorherrschende Bild vom „wohlhabenden Studenten“ immer stärker zu jenem vom finanziell schwachen Akademiker, der finanzieller Unterstützung bedurfte, wandelte. So entstanden nun auch die ersten Nebenjobs für Studenten.

Das 20. Jahrhundert: Studieren zwischen den Weltkriegen

Nach der Reichsgründung etablierten sich immer mehr staatstragende Studentenverbindungen, die so genannten „Corps“, die Bismarck und Wilhelm I. als Reichsgründer glühend verehrten und deren preußische Ideale auf das Studentenleben übertrugen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden dann an den Hochschulen auch die Freien Studentenschaften. Die Mitglieder gehörten keinem Corps an, wollten sich aber dennoch hochschulpolitisch engagieren und können somit heute als Vorläufer der AStA bzw. Fachschaftsräte gelten.

Im 1. Weltkrieg kam das universitäre Leben fast gänzlich zum Erliegen. Von den vaterländischen Idealen beseelt, meldeten sich tausende Studenten und Dozenten freiwillig für die Front. Erst nach 1918 konnte die Lehre wieder normal aufgenommen werden. Ähnlich sah es später auch im 2. Weltkrieg aus, obgleich die Studierenden ernüchtert durch die Erfahrungen der Väter und Großväter dem Krieg nicht so begeistert entgegensahen wie einst 1914.

Mit der Gründung der Deutschen Studentenschaft als Dachorganisation wurden erneute Reformbemühungen laut. So kam es u.a. zur Gründung der „Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e. V.“ aus der unser heutiges Deutsches Studentenwerk hervorging. Sie kümmerte sich u.a. um die finanzielle Förderung der Studierenden, die Organisation von Studien im Ausland und das Angebot von Hochschulsportaktivitäten.

Mittlerweile stieg auch die Zahl der Studentinnen allmählich an. Im Jahr 1930 waren rund 16% der Studenten weiblich, 1943 aufgrund der zahlreichen eingezogenen männlichen Stundeten sogar 50%, ein Prozentsatz der erst Mitte der 1990-er Jahre wieder erreicht wurde.

Was ein Student im 20. Jahrhundert unbedingt für den Alltag brauchte:

Durchhaltevermögen, denn bedingt durch die beiden Weltkriege und die Teilung Deutschlands verlängerte sich die Studiendauer häufig um mehrere Jahre, welches auch aus finanzieller Sicht eine enorme Hürde war. Zudem gehörte eine funktionierende Schreibmaschine in jeden Studentenhaushalt auf der die Hausarbeiten und Abschlussarbeiten getippt werden mussten.

Studieren im 21. Jahrhundert

In den 60-er und 70-er Jahren entwickelten sich die deutschen Hochschulen schnell weiter und es entstanden unsere heutigen „Massenuniversitäten“, die zur Numerus clausus Einführung in vielen Fächern führten.

Auch das Fächerangebot hat sich in den letzten 30 Jahren und insbesondere mit dem Bologna-Prozess rasant vervielfältigt. Letzterer sorgt übrigens auch dafür, dass wir heute wieder den Abschluss Bachelor ablegen, der sich zumindest namentlich am mittelalterlichen Bakkalaureat orientiert.

Auch die Studentenzahlen sind heute auf einem noch nie dagewesenen Niveau. So studierten im WS 2017/2018 rund 2,85 Millionen Studenten in Deutschland, Tendenz weiterhin steigend. Hierfür standen zum WS 2017/2018 insgesamt 428 stattliche und private Hochschulen in Deutschland zur Verfügung.

Was ein Student heute unbedingt für den Alltag braucht:

Im Blick auf die Geschichte ist das heutige Studentenleben vor allem viel technologisierter. Heute ist es obligatorisch, dass sich jeder Student spätestens zum Studienbeginn einen eigenen PC oder ein Notebook zulegen muss.

Das Verfassen von Hausarbeiten, die Einschreibungen für Module, die Recherche von Literatur im OPAC der Universitätsbibliothek, das Hochladen von Unterlagen auf Uniturm.de oder auch das Prüfen des Online-Speiseplans der Mensa sind nur einige Beispiele. Und auch im sonstigen Alltag nutzen wir Notebooks, Tablets, Smartphones & Co zum Online-Shoppen, spielen oder auch für Aktivitäten in sozialen Medien wie facebook.

Zudem wird es heute immer wichtiger, bereits während des Studiums berufliche Praxiserfahrung zu sammeln, sei es durch Praktika, Werkstudentenstellen oder auch Auslandssemester.

Fazit: Ihr seht, in den hier angerissenen 700 Jahren Universitätsgeschichte ist viel passiert und auch künftig wird sich die Hochschullehre und das Studentenleben mit dem Fortschritt weiter wandeln. Wie man wohl 2150 studiert???

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