Studenten der Wirtschaftswissenschaften sind besser als ihr Ruf

Studenten der Wirtschaftswissenschaften sind besser als ihr Ruf
Dass häufig über mangelhaftes Wissen der Studenten an deutschen Universitäten geklagt wird, ist nichts Neues und ein gängiges Vorurteil. Doch nun belegt eine Studie, dass zu mindestens die Wirtschaftswissenschaftler gar keinen so schlechten Ruf haben und sogar die USA und Japan bezüglich ihres Wissenstandes überbieten.

Anhand eines in Amerika entwickelten Standarttests, welchen die Wirtschaftspädagogin Olga Troitschanskaia von der Universität Mainz mit ihren Kollegen bearbeiten lassen hat, konnte das ökonomische Fachwissen der Wiwi-Studenten an 31 Hochschulen gemessen werden. Der Test bestand aus 60 Multiple-Choice-Aufgaben aus der Makro- und Mikroökonomie. Das Ergebnis war mehr als überraschend, denn die deutschen Studenten konnten bei dem Test um einiges besser abschneiden als die Studenten in Amerika und Japan.

Jährliche Förderung des KoKoHS durch Bundesbildungsministerium

Die Studie WiWiKom (Wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen) gehört zum bundesweiten Forschungsprogramm und untersucht die Lehre und Prüfungsformen an Hochschulen. Er trägt den Namen KoKoHS, was für „Kompetenzmodellierung und Kompetenzerfassung im Hochschulsektor“ steht. Jährlich wird KoKoHS durch das Bundesbildungsministerium mit drei Millionen Euro gefördert, um Antworten auf folgende Fragen zu bekommen: Woher wissen wir, ob die Studenten, das was sie können sollen, auch wirklich lernen und ob sie das Gelernte auch anwenden können.

Wiwi Studenten sind schlauer als ihr Ruf

350.000 Studenten der Bundesrepublik sind derzeit im Hauptfach Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben. Dass seit Jahren immer bessere Abschneiden der 15-Jährigen hat bereits der Pisa-Test verdeutlicht. Im internationalen Schulleistungsvergleich liegt Deutschland mittlerweile im oberen Drittel.

Auch Deutschlands Studenten können hier mithalten und sind international konkurrenzfähig, wie KoKoHS gezeigt hat. Der Vorsprung der deutschen Studenten zieht sich durch das gesamte Studium, wobei er am Studienbeginn noch am größten ist. Zurückzuführen ist dies vor allem darauf, dass viele Erstsemester vor dem Studienbeginn bereits eine Ausbildung absolviert haben und ihr Wissen somit aus der Ausbildung ins Studium mitbringen. Bei Amerikanern und Japanern sieht dies anders aus, da diese meist direkt nach der Schule an die Hochschule gehen. Das Potenzial, welches die Studienanfänger mitbringen, wird jedoch an den deutschen Hochschulen nicht weiter ausgebaut, denn die Amerikaner und Japaner holen die Deutschen über die Semester auf.

Susanne Homölle, BWL-Professorin an der Universität Rostock und Vorstandsvorsitzende des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultätentages konstatiert, dass der der amerikanische Test zwar sehr ausgefeilt sei, jedoch nur einen Teil der Kompetenzen abprüfe, die von Betriebs- über Volkswirtschaft bis hin zu Wirtschaftspädagogik oder Entrepreneurship reichen. Das entspreche gerade einmal 15 Prozent der Curricula, so Homölle.

Schwächere Studenten bekommen einen guten Abschluss

Für die innerdeutschen Analysen wurde der US-Test weiterentwickelt und neben Makro- und Mikroökonomie weitere Fragen zu den Bereichen Marketing, Personalführung und Rechnungswesen abgefragt. Das Ergebnis verblüfft, denn die Ergebnisse des WiWiKom-Tests sprechen nicht für die Bachelor-Abschlussnote, die die Studenten erlangt haben. Dies heißt im Klartext, dass auch schwächere Studenten einen guten Abschluss bekommen.

Welche Gründe hierfür verantwortlich sind, weiß Manfred Prenzel, der bis Ende Januar WR-Vorsitzender war und selbst Bildungsforscher ist: „Viele Klausuren, die an deutschen Hochschulen geschrieben werden, prüfen schnell erlerntes und wieder schnell vergessenes Wissen ab.“ Vom WiWiKom-Ergebnis ist Prenzel nicht überrascht, denn der Wissensstand der Studenten wird an Hochschulen nicht gemessen, wohl aber wie gut sie sich auf Klausuren vorbereiten. „Aus diesem Grund seien WiWiKom und KoKoHS so wichtig, da sie Hochschullehrern Instrumente an die Hand geben, um kompetenzorientiert zu lehren und zu prüfen“, so Troitschanskaia.

Autor: Darja Kibke
Bildquelle: Vielen Dank an andrew_t8 für das Bild (©andrew_t8 /www.pixabay.de)

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