Studienplatzklage - Ein Erfahrungsbericht

Studienplatzklage - Ein Erfahrungsbericht
Das Bangen um den Studienplatz hat für viele Bewerber, die mit einer Studienplatzklage ihr Wunschfach einklagen wollen, bereits begonnen.

Besonders in medizinischen Studiengängen sorgen hohe NC Voraussetzungen dafür, dass viele Bewerber von Anfang an mit einem Ablehnungsbescheid rechnen müssen. Der Knackpunkt: einige Fristen zur Klage enden schon, bevor die Ablehnung überhaupt verschickt wurde. Es lohnt sich also so früh wie möglich Informationen zum Thema Studienplatzklage einzuholen.

Um einen möglichst praxisnahen Überblick über die Klage und alle Fragen rund um das Verfahren zu geben, haben wir uns für ein Interview mit einem ehemaligen Kläger zusammengesetzt, der mit einer Studienplatzklage im Studiengang Psychologie erfolgreich war und somit alle Schritte des Verfahrens kennt. Im folgenden lest ihr den Erfahrungsbericht zur Studienplatzklage.

Welches Fach wolltest Du studieren und warum?


Ich hatte den Wunsch Psychologie zu studieren. Ein generelles Interesse an Prozessen (zwischen-)menschlichen Verhaltens war bei mir eigentlich schon immer vorhanden.

Die Idee sich damit „Vollzeit“ zu beschäftigen wurde dann durch den dreijährigen Unterricht im Wahlfach Psychologie in der Abiturstufe, sowie durch den anschließenden Zivildienst in der Psychiatrie bestärkt. Danach stand für mich fest, dass ich ein Studium in ebendiesem Fach aufnehmen möchte.

Warum hast du dich für eine Studienplatzklage entschieden?


Leider genügte meine Abiturdurschschnittsnote nicht den NC-Anforderungen für die Zulassung zum Psychologie Studium. Es gab somit nur die Wahl zwischen langjährigem Wartesemester-Sammeln, wobei parallel kein anderes Fach studiert werden darf, oder dem Versuch den Zugang per Rechtshilfe einzufordern.

Wie bist du überhaupt auf das Thema gekommen und wie hast du dich dann darüber informiert? Was genau waren die Schritte, die du gegangen bist und gab es vielleicht Probleme dabei, Informationen einzuholen?


Dass man sich in einen Studiengang einklagen kann, ist ja gemeinhin bekannt, allerdings haderte ich mit dem Gedanken einer anderen Person ihren Studienplatz wegzunehmen.

Es zeigte sich jedoch, dass dies ein weit verbreitetes Vorurteil ist. Erst als sich ein Freund mit dem Thema beschäftige und mir erklärte, dass man niemanden den Platz wegnimmt, sondern lediglich die Kapazitätsauslastung der Universität rechtlich hinterfragt, setzte ich mich genauer mit dem Verfahren auseinander.

Mein erstes Vorurteil zu beseitigen, war wohl der entscheidende Schritt, denn jetzt war klar, dass ich mit meiner Entscheidung niemand anders benachteilige. Die Internetrecherche zum Thema war allgemein sehr hilfreich, nicht nur dabei zu verstehen, wie das Prozedere der Studienplatzklage allgemein funktioniert, sondern auch dabei eine geeignete und erfahrene Kanzlei für die Klage zu finden.

Wann hast du den Rechtsanwalt eingeschaltet?


Nachdem ich mich über alle Formalitäten informiert hatte und eine Auswahl der in Frage kommenden Kanzleien zusammengestellt hatte, schickte ich im Februar eine E-Mail mit meinem Anliegen an die recherchierten Kanzleien und wartete auf das beste und engagierteste Angebot. Direkt am Folgetag bekam ich eine telefonische Rückmeldung mit allen relevanten Informationen von einer spezialisierten Leipziger Kanzlei. Dieses Engagement beeindruckte mich.

Wie lief das erste Beratungsgespräch mit dem Rechtsanwalt ab und wie fühltest du dich danach?


Im Erstgespräch klärten wir kurz meinen bisherigen Werdegang, meine Motivation für die Studienplatzklage, die Erfolgschancen bei der Wunschuni, das konkrete Vorgehen hinsichtlich zeitlicher Abläufe, Fristen, benötigte Unterlagen etc., und natürlich auch welche Kosten entstehen würden.

Insbesondere die Kosten für das Verfahren wurden mir transparent dargelegt, sodass es auch nachvollziehbar war, wofür man konkret bezahlt. Nach diesem Erstgespräch fühlte ich mich ermutigt und zuversichtlich mein Vorhaben umzusetzen - auf rechtlicher und auch persönlicher Ebene.

Was musstest du tun, nachdem du dich für die Klage entschieden hattest? Wie verlief das Verfahren für dich?


Nach Erteilung des Mandats und Übersendung der Standardunterlagen (Abiturzeugnis etc.), war es meine einzige Aufgabe mich fristgerecht an der Universität für das gewünschte Studienfach zu bewerben. Das anschließende Ablehnungsschreiben der Universität habe ich der Kanzlei weitergeleitet und ab diesem Zeitpunkt unternahm die betraute Anwältin alle weiteren Schritte.

Ich wurde im Verlauf des Verfahrens über jeden Fortschritt telefonisch oder schriftlich auf dem Laufenden gehalten. Auch bei eventuellen Nachfragen meinerseits war meine Anwältin stets erreichbar und nahm sich die Zeit, offene Fragen zu klären. Anfang November kam dann der freudige Anruf mit der guten Nachricht, dass das Verfahren erfolgreich beendet wurde.

Welche Kosten sind auf dich zugekommen? Stimmten die Kosten mit dem überein, was die Rechtsanwälte vorausgesagt hatten?


Da ich das Rechtsverfahren nur gegen eine Universität führte, waren die Kosten mit insgesamt circa 1500 Euro überschaubar.

Die Zusammensetzung der Kosten war absolut nachvollziehbar und stimmte mit den vorherigen Berechnungen überein. Bereits vor dem Erstkontakt mit dem Rechtsanwalt ist es möglich, eine exemplarische Kostenübersicht zu erhalten, so dass es im Nachhinein nicht zu bösen Überraschungen kommt.

Gab es bestimmte Hilfsmittel, die du zur Finanzierung der Klage nutzen konntest?


Nein, ich musste die Kosten selbst und mit Unterstützung meiner Eltern tragen. Es besteht die Möglichkeit eine Studienplatzklage über die Rechtsschutzversicherung zu decken, jedoch war ich zu diesem Zeitpunkt nicht hinreichend versichert.

Wie sah es eigentlich zeitlich aus? Konntest du „rechtzeitig“ mit dem Studium beginnen oder bist du aufgrund des Verfahrens erst verspätet eingestiegen?


Ich war in der glücklichen Lage bereits an der Universität eingeschrieben zu sein und es ergab sich, dass genau zu dem Semester, für das ich mich einklagte, Psychologie als Nebenfach zulassungsfrei wurde. Das bedeutet ich konnte mich problemlos in alle Veranstaltungen des ersten Semesters einschreiben. So hatte ich keine „Übergangsprobleme“.

Ich weiß jedoch von anderen Einklägern, dass sie mit ca. zwei Monaten Verzug ins Studium starteten, somit viel aufholen und teilweise Module später belegen mussten oder eine kleine schriftliche Zusatzaufgabe zu leisten hatten, um die Fehlzeit zu kompensieren.

Hast du einen Tipp für junge Leute, die sich mit einer Studienplatzklage beschäftigen? Was sollte man beachten?


Man sollte sich mit seiner Studienwahl schon ziemlich sicher sein, denn mit der Entscheidung zur Klage kommt ziemlich viel auf einen zu, finanziell und persönlich.

Es sollte von vornherein klar sein, dass die gewonnene Klage nur die erste Hürde ist. Die Fächer, für die man sich typischerweise einklagt, sind in der Regel auch die Fächer mit der höchsten Arbeitsbelastung. Sobald die Zulassung erfolgt ist, beginnt erst die richtige Arbeit und das meist mit erhöhtem Aufwand, da verpasster Stoff nachgeholt werden muss um, den aktuellen zu verstehen. Es ist viel Aufwand und Disziplin nötig, aber wenn man sich damit einen Wunsch für das ganze weitere Leben erfüllt ist es das wert.

Weiterhin sollte man natürlich auf die Wahl des richtigen Rechtsvertreters achten. Informiert euch über deren Erfahrung, (Miss-)Erfolge und vergewissert euch, dass sie auch ein offenes Ohr für euch haben.

Vielen Dank für deine Zeit und den ausführlichen Studienplatzklage Erfahrungsbericht!

Bildquelle: Vielen Dank an Joergelman für das Bild (© Joergelman/www.pixabay.de).

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