Die verbale Geschlechtsumwandlung

Die verbale Geschlechtsumwandlung
In unserer Sprache steckt viel – nicht nur putzige Dialekte. Es gibt sogar Sprachphilosophen, die aus unserem Wortschatz Bedeutungen herausfiltern, um unsere Geschichte zu ergründen und der großen Wahrheit ein Stückchen näher zu kommen. Denn wenn selbst ostdeutschen Atheisten spontan ein „Gott sei Dank!“ entfährt, zeugt dies eindrucksvoll von einer religiösen Vergangenheit. Etwas subtiler kommt „Herrschaft“ als Beleg für das Patriarchat.

Was also hat man – frau – mensch – sich an der Leipziger Uni dabei gedacht, die offizielle Anrede zu feminisieren? Es war genau genommen der Erweiterte Senat, der schon im April 2013 die Sprachreform verabschiedete. Demnach werden an der Universität, angefangen mit der Grundordnung, also der Verfassung der Hochschule, alle Berufsbezeichnungen ab sofort in ihrer weiblichen Form verwendet.

Herr Professorin an der Uni Leipzig?


„Herr Professorin“ machte Der Spiegel daraus. Das wurde zwar offiziell dementiert. Aber erstens lag das Kind schon im Brunnen, der Protest tobte. Und zweitens ist es trotzdem „richtig“. Wenn eine Fußnote leise erläutert, dass mit Professorin auch alle Männer gemeint sind, ist eine Differenzierung kaum anders möglich. Nach dem gleichen Schema werden bislang Ärztinnen „Frau Doktor“ gerufen. Und im Frauen-Handball sagt der Hallensprecher schon mal „den Torschützen mit der Nummer xyz“ durch.

Findet die „Herrschaft“ an der Uni Leipzig ein Ende? Verbal? Symbolisch? Faktisch? „Wir haben da offenbar einen wunden Punkt getroffen“, grinst Beate Schücking in der Zeitschrift Die Zeit. „Es ist die Furcht zu erkennen, da setzen sich nun die bösen Feministinnen durch“, so die Rektorin der Uni Leipzig, die von hässlichen Reaktionen zu berichten weiß.

Auch die Uni Potsdam verweiblicht Statuten


Und auch die Uni Potsdam zieht nun nach und „verweiblicht“ ihre Statuten. Die Kontroverse ist auf jeden Fall gut, denn die Schrägstrich-Sprache, mit der männliche und weibliche Form gleichberechtigt Erwähnung finden, mag politisch korrekt sein, ist aber doch furchtbar unhandlich. Lasst uns unsere Sprache auf den Prüfstand heben und mit mehr Verstand gebrauchen, damit sie nicht schräg klingt und nichts Schräges bedeutet.

Drei anschauliche Beispiele als Sahnehaube: Kundgebung auf einer linken Demo: „Liebe Antifas und Antifinnen!“ Schmunzel. Gelungenes Wortspiel zur Wendezeit, womöglich in Leipzig: „Lieber gleich berechtigt als später!“ Müll lässt sich nicht „entsorgen“. Wenn wir etwas wegschmeißen, fangen die Sorgen nämlich erst an. Zu viel Müll, zu giftig und aus den Schornsteinen der Müllverbrennungsanlagen kommen krebserregende Dioxine. Was rät Herr Germanistik-Professor?

Fazit: Liebe Uniturm.de-Nutzer und Nutzerinnen, wir hoffen, ihr seid uns nicht böse, aber wir werden auch weiterhin "Studenten" schreiben und nicht "Studentinnen und Studenten", einfach weil es wesentlich einfacher in der Kommunikation ist. Generell gilt aber, dass sich sowohl männliche wie auch weibliche Studenten angesprochen fühlen dürfen ;-)

Bildquelle: Vielen Dank an Konstantin Gastmann für das Bild (© Konstantin Gastmann (goenz|com photography berlin) / pixelio.de).

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Kommentare

Userbild von Uniturm-Team
07. August 2013 · 10:22 Uhr
uniturm-team
Update: Die neue Grundordnung der Unit Leipzig ist seit heute mit den femininen Personenbezeichnungen in Kraft.

Wer sich das Ganze einmal ansehen möchte, kann hier die Grundordnung downloaden.
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