Wunscharbeitgeber „Familienunternehmen“

Wunscharbeitgeber „Familienunternehmen“
Familienunternehmen haben einen hervorragenden Ruf in Deutschland – doch werden sie diesem auch gerecht? Sind familiengeführte Firmen ein idealer Arbeitgeber für Studenten oder ist das nur ein Mythos? Fragen über Fragen, die hier beantwortet werden sollen.

Was sind Familienunternehmen eigentlich?


Ein Familienunternehmen ist juristisch nicht einfach zu definieren. Grob gesagt fällt bei einem Familienunternehmen Eigentum und Führung zusammen. Das Unternehmen wird dabei maßgeblich von einer Familie oder Verwandten beeinflusst, die Größe der Firma spielt dabei keine Rolle - dabei reicht es von kleinen familiengeführten Firmen mit 10 Angestellten bis zu Unternehmen mit über 200 Millionen € Jahresumsatz. Tatsächlich sind in der realen Wirtschaft Familienunternehmen eher die Regel als die Ausnahme; sie werden oft als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet. Hinter Familienunternehmen stecken meist international erfolgreiche Firmen, die aber oft nicht so bekannt sind und deswegen als Hidden Champions bezeichnet werden.

Welche Familienunternehmen gibt es in Deutschland?


Die gute Nachricht für Studenten, die Karriere in einem Familienunternehmen machen möchten: Über 90 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen mit jeweils unterschiedlicher Unternehmensgröße. Die größte familiengeführte Firma in Deutschland ist hierbei mit einer Mitarbeiterzahl von rund 643.300 Volkswagen, gefolgt von der Schwarz-Gruppe und Fresenius. Hinter dem Label Hidden Champion verstecken sich viele unbekanntere Namen, aber auch bekannte Marken wie Hilti, Jägermeister, Stihl und Bosch. Die Robert Bosch GmbH (alles zur Robert Bosch Stiftung) wurde unter den Familienunternehmen sogar als beliebtester Arbeitgeber gekürt, gefolgt von Henkel und Bertelsmann. Dennoch sind viele kleinere familiengeführte Firmen gerade in Deutschland am Verschwinden, weil keine Nachfolger gefunden werden.

Warum sind familiengeführte Firmen so beliebt bei Studenten?


Eine Umfrage unter Studenten, die von Kienbaum Communications in Zusammenarbeit mit der Franz Haniel & Cie. GmbH durchgeführt wurde, zeigt, dass über 60 Prozent der künftigen Arbeitnehmer bei Familienunternehmen statt bei Großkonzernen einsteigen möchten. Die Gründe für die Beliebtheit von Familienunternehmen sind, dass die befragten Studierenden davon ausgehen, sie wüden dort größere Entscheidungsspielräume und mehr Handlungsfreiheiten haben. Auch sind sie davon überzeugt, dass es in familiengeführten Firmen eher menschelt und somit auch seitens der Arbeitgeber mehr Wert darauf gelegt wird, dass Arbeitszeiten und Freizeit ausgeglichen sind und somit eine gute Work-Life-Balance gewährleistet ist. Im Gegensatz dazu werden Großkonzerne oft mit Konkurrenzdruck, Anonymität und geringen Entfaltungsmöglichkeiten in Verbindung gebracht. Familienunternehmen haben also einen hervorragenden Ruf. Doch trifft das auch immer zu, sind familiengeführte Firmen wirklich die besseren Arbeitgeber und sollten Studenten diese bei der Jobsuche ins Auge fassen?

familienunternehmen
Vielen Dank an ©StartupStock Photos/pixabay.com für das Bild.

Solltest du dich bei einem Familienunternehmen bewerben?


Familienunternehmen bieten vielfältige Einstiegsmöglichkeiten für Studenten und Absolventen und stehen internationalen Konzernen auch in Sachen Globalisierung - und somit in puncto internationale Karrieremöglichkeiten - in nichts nach. So beschäftigt Haniel beispielsweise von 58.000 Mitarbeitern allein 49.000 im Ausland. Und auch die Stihl Gruppe kann sich das Adjektiv „global“ auf die Fahne schreiben: Mit 32 eigenen Vertriebs- und Marketinggesellschaften, mehr als 120 Importeuren und gut 35.000 Fachhändlern ist das Waiblinger Unternehmen in über 160 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv.

Vor kurzem untersuchte die HWR Berlin zusammen mit der Universität Trier in einem gemeinsamen Forschungsprojekt Mitarbeiterbewertungen auf kununu. Dabei wurden 788 größere Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen miteinander verglichen. Und zur großen Überraschung schnitten die familiengeführten Firmen mit einem kununu-score von 3,22 schlechter ab als die anderen Unternehmen, welche einen kununu-score von 3,37 erhielten. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass nur „größere“ Familienunternehmen mit einem jeweiligen Jahresumsatz von mindestens 200 Millionen € im Jahr verglichen wurden. Größere familiengeführte Firmen profitieren also vom guten Ruf, ohne den Ansprüchen zu genügen. Der Nachteil an Familienunternehmen ist die hohe Machtkonzentration in der Person des Eigentümers - diese sind also oft patriarchisch geprägt. Bei kleineren Familienunternehmen überwiegt jedoch im Allgemeinen die gute Arbeitsatmosphäre und der angenehme Führungsstil. Hier trifft auch der sogenannte Generationeneffekt zu: Je länger ein Unternehmen in Familienhand ist, desto zufriedener sind die Mitarbeiter.

Hast du für deinen Berufseinstieg nach dem Studium auch ein Familienunternehmen als Wunscharbeitgeber im Kopf, so stehen die Chancen gerade bei kleineren Firmen gut, dass das Arbeitsklima und Arbeitsverhältnis positiv sind. Nichtsdestotrotz ist eine familiengeführte Firma kein Garant dafür, du solltest dich vorher gründlich über das Unternehmen informieren und auf verschiedenen Bewertungsseiten vorbeischauen.

Karrieretag Familienunternehmen


Eine gute Möglichkeit für dich, bei Familienunternehmen einzusteigen, bietet der Karrieretag Familienunternehmen jedes Jahr im Herbst in Radevormwald, Nordrhein-Westfalen. Hier kannst du direkt mit den Inhabern und Entscheidungsträgern über individuelle Karriereperspektiven sprechen. Vor Ort findest du führende Familienunternehmen aus ganz Deutschland, die normalerweise sehr zurückhaltend sind, was Außenauftritte anbelangt, aber mit die interessantesten Jobs anzubieten haben.



Bildquelle Titelbild: Vielen Dank an ©mohamed_hassan/pixabay.com

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