Scheinstudium: Vorteile und Nachteile

Scheinstudium: Vorteile und Nachteile
Studieren ohne Vorlesungen zu besuchen oder Prüfungen absolvieren zu müssen? Das klingt für einige wie der unerreichbare Traum. Andere hingegen leben diese Situation, die auf den Namen Scheinstudium hört.

Offizielle Statistiken gibt es zu diesem Thema nicht und so kann nur gemutmaßt werden, wie viele der Studenten nur zum Schein immatrikuliert sind. Fehlende Studiengebühren machen das Studieren zunehmend interessanter, und so stieg die Anzahl der Studierenden in beispielsweise Hessen, mit Abschaffung der Studiengebühren, um fast 70% . Da stellt sich uns die Frage: Von was profitieren solche Karteileichen? Und an welcher Stelle schaden die zum Schein Immatrikulierten?

Vorteile Scheinstudium: Semesterticket, Krankenversicherung & BAföG


Den scheinbar größten Vorteil stellt das Semesterticket dar. Durch das teils subventionierte Semesterticket der einzelnen Universitäten und Fachhochschulen fahren Studenten zu einem besonders günstigen Kurs. In Leipzig beispielsweise kostet das Semesterticket inklusive Studiengebühren lediglich 206 Euro (davon sind 121 Euro für das MDV-Vollticket gedacht) und wird zusammen mit dem Semesterbeitrag eingezogen. Im Vergleich zum Normalpreis ein echtes Schnäppchen, finden die Scheinstudenten.



Bei der Krankenversicherung können Phantomstudenten auch nochmal ordentlich sparen. Der Betrag für die Kranken- und Pflegeversicherung beträgt für immatrikulierte Studierende knappe 80 Euro. Ist der Student noch keine 25 Jahre alt und jobbt weniger als 20 Stunden die Woche oder verdient keine 450 Euro, kann er sogar noch in der Familienversicherung bleiben. Die Familienversicherung ist dann für ihn kostenlos.

Aber nicht nur Vergünstigungen scheinen das Scheinstudium attraktiv zu machen. So haben Studenten auch die Möglichkeit auf ein Staatsdarlehen, wie auch Anspruch auf BAföG. BAföG ist eigentlich nur eine Abkürzung für das Bundesausbildungsförderungsgesetz. Unter bestimmen Voraussetzungen haben so auch Schein-Studenten ein Recht auf BAföG. Der Höchstsatz liegt bei knappen 735 Euro im Monat für Studierende, die nicht bei den Eltern wohnen. Außerdem ist BAföG das wohl günstigste und fairste Darlehen, welches man bekommen kann. Immerhin muss man nur die Hälfte des Betrages zurückzahlen und selbst bei einem Studienabbruch ist die maximale Rückzahlung auf 10.000 Euro begrenzt.



Ein weiterer Vorteil ist das Kindergeld, welches bis zu einem Alter von 25 all denen gezahlt wird, die sich in einer Schul- oder Berufsausbildung befinden. Ist der Studierende also immatrikuliert, bekommt er monatlich noch knappe 200 Euro geschenkt.

Welche Vorteile haben die Hochschulen von Scheinstudenten?


Auch wenn man bisher nur Vorteile für den Phantomstudenten selber liest, so hat auch die Universität oder die Hochschule etwas von ihnen. Die Studierendenzahlen werden als Basis für die Berechnung der Fördergelder und des benötigten Personals genutzt. Und mehr Personal und Fördergelder kommen nicht nur den Universitäten, sondern auch den aktiven Studenten zugute. Sogar die Studentenwerke profitieren von Scheinstudenten. Ein Teil des Semesterbeitrages bekommen die Studentenwerke, die somit Geld für Studentenservices, Mensa, Wohnheime und andere Dinge zur Verfügung haben.

Nachteile Scheinstudium: Vergeudung von Potentialen


Jede Medaille hat eine Kehrseite, so auch das Scheinstudium. Der Rest der Gesellschaft zahlt Steuern und finanziert das Leben der Studenten mit. Somit haben Studierende die Möglichkeit, einen Abschluss zu erlangen und sich in die Wirtschaft einzubringen. Diese Erwartungshaltung wird von Phantomstudenten allerdings nicht erfüllt.

Streng genommen ist ein Scheinstudium sogar Betrug und damit eine Straftat, jedoch haben die meisten Unis nicht genügend Ressourcen, Phantomstudenten hinterher zu schnüffeln. Sollte jedoch ein Scheinstudium auffliegen, droht dem Studierenden meist nur die Exmatrikulation. Hat der Studierende jedoch in der Zeit Kindergeld bezogen, wird das der Staat zurückfordern… zumindest theoretisch. Einen entsprechenden Präzedenzfall, der es bis vors Gericht geschafft hätte, gibt es bisher nicht.

Das scheinbar größte Problem bei Scheinstudenten sind allerdings die verschwendeten Studienplätze. Bei beliebten Studiengängen kommen auf einen Studienplatz meist mehrere Bewerber. Hat der Scheinstudent nun den besten NC oder die meisten Wartesemester angesammelt, wird ihm der Studiengang zugeteilt, auch wenn er den Hörsaal nicht ein einziges Mal besuchen wird. Doch auch bei NC-freien Studiengängen sorgt die tatsächlich niedrigere Anzahl der Eingeschriebenen für organisatorische Probleme. Es werden folglich größere Hörsäle zugeteilt als benötigt und so kann es passieren, dass ein Professor vor einem halbleeren Hörsaal steht.



Vorteile Scheinstudium:
+ Semesterticket als günstiges Verkehrsmittel
+ niedriger Krankenversicherungsbeitrag
+ Anspruch auf BAföG und andere Darlehen
+ Kindergeldanspruch

Und was haben die Unis von Phantomstudenten?
• Höhere Fördergelder
• mehr Personal

Nachteile Scheinstudium:
- vergeudete Studienplätze
- fehlerhafte Hörsaalbelegung



Fazit: Wer den Mut aufbringt und sich zum Schein immatrikuliert, profitiert sichtlich von einigen Vorteilen auf Kosten anderer. Allerdings besteht auch zu jeder Zeit die Gefahr, mit dem Betrug aufzufliegen. Die Konsequenzen beginnen bei der Exmatrikulation von der Universität bis hin zu gerichtlichen Verfahren wegen Betrugs und der Rückzahlung von Fördergeldern und… ob es einem das wert ist?

Diese Artikel könnten dich auch interessieren:
Lebenshaltungskosten von Studenten - ein Überblick
Wie viel kostet ein Studium? - Die Kosten für ein Studium im Überblick
Überblick Finanzierung des Studiums
BAföG Tipps
Wohngeld für Studenten
Studieren mit Stipendium
Studienkredit Vergleich

Bildquelle: Vielen Dank an Mops für das Bild (© Mops/www.pixabay.com).
Weitere Artikel zum Thema Lifestyle anschauen

Kommentare

Deine Meinung ist gefragt.
Um einen Kommentar abzugeben, bitte "Einloggen" oder "neu anmelden".