Wissenschaftlich im Internet recherchieren

Wissenschaftlich im Internet recherchieren
„Wikipedia ist keine wissenschaftliche Quelle!“ Ein Satz, der wahrscheinlich jedem Studenten zum Hals raushängt, denn in jedem Seminar, in jeder Vorlesung wird er aufs Neue hergebetet. Es ist natürlich die reine Wahrheit (kommt bloß nicht auf die Idee in einer wissenschaftlichen Arbeit von Wikipedia zu zitieren!), aber als Ausgangspunkt, um sich einen Überblick über das Thema zu verschaffen und um erste Literaturhinweise zu finden, ist Wikipedia durchaus geeignet, egal ob für eine Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder ein Referat. Genau wie eine wissenschaftliche Recherche im Internet bei Google oder „Google-Killer“ Wolfram|Alpha.

Die wissenschaftliche Recherche im Internet ist eine gute und sinnvolle Ergänzung zur klassischen Literaturrecherche in der Bibliothek. Gerade wenn du auf der Suche nach neueren Aufsätzen bist, kann dir das Netz schnell weiterhelfen. Und selbst wenn du nicht gleich fündig wirst: zumindest Anhaltspunkte findest du über Google Books, in welchen Büchern du zu deinem Thema etwas finden kannst.

Wenn es aber ans Eingemachte, an die wirkliche wissenschaftliche Recherche im Internet geht, dann ist man mit den Standard-Portalen schnell aufgeschmissen. Wir stellen einige Angebote vor, die auch fürs Studium hervorragend geeignet sind.

Google Scholar

Google Scholar ist die wissenschaftliche Variante der Google-Suchmaschine. Mit ihr lassen sich wissenschaftliche Dokumente im Internet zur Literaturrecherche suchen. Dabei zeigt Scholar frei verfügbare Dokumente als Volltexte an, kostenpflichtige oder noch nicht digital verfügbare Texte sind als bibliographische Nachweise verfügbar.

Außerdem werden die in den Dokumenten enthaltenen Texte indexiert und so eine Zitationsanalyse erstellt. Dies sorgt dafür, dass in den ersten Suchergebnissen oft ältere Artikel zu finden sind. Daher lohnt es sich, sich auch die hinteren Suchergebnisse anzusehen oder direkt mit einer bestimmten Jahreszahl zu suchen.

Hauptsächlich handelt es sich bei den aufgeführten wissenschaftlichen Werken um Fachzeitschriften.

Ein altbekanntes Google-Problem hat auch Scholar: Die Suche ist nicht transparent, ihr wisst nicht, wie aktuell die Ergebnisse sind oder ob möglicherweise bestimmte Werke von Google bevorzugt oder vernachlässigt werden.

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MetaGer

MetaGer ist eine unabhängige, nicht kommerzielle Internet Suchmaschine, die Mitte der 90-er an der Uni Hannover entwickelt wurde. Die Suchmaschine ermöglicht es dir, gleichzeitig in ca. 30 verschiedenen Suchmaschinen zu suchen. Durch einen vorherigen Klick auf "Wissenschaft" werden bei der Suche wissenschaftliche Suchergebnisse aus dem Internet bevorzugt. Außerdem kannst du auch ganz speziell nach PDF-Dateien suchen.

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ScienceDirect

ScienceDirect ist ein elektronisches Webportal des Verlages Elsevier und enthält mehr als 9,5 Millionen Artikel aus 2.500 wissenschaftlichen peer-reviewed Zeitschriften und 11.000 E-Books. Der größte Teil der Dokumente ist nicht frei verfügbar. Nur wenn die Lizenz einzelner Publikationen erworben wird (z.B. durch Institutionen wie Hochschulbibliotheken), ist der Zugriff für den entsprechenden Nutzerkreis möglich. Direkten Zugriff hat man jedoch auf die Inhalte der knapp 500 Open-Access-Zeitschriften sowie auf einzelne Open-Access-Artikel.

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BASE

BASE (Bielefeld Academic Search Engine) ist ein Projekt der Uni Bielefeld und greift auf über 5.000 Quellen zu. Der Index wird regelmäßig aktualisiert. Den Betreibern geht es um eine fachlich hohe Qualität, es werden ausschließlich wissenschaftliche Dokumente durchsucht, die frei verfügbar sind (BASE ist auch ein Open-Source-Projekt). Die Suchanfragen werden intellektuell ausgewählt und geprüft. Anders als Google Scholar setzt BASE mit einem Quellenverzeichnis auf Transparenz. Der Katalog, der sich hauptsächlich aus dem Angebot der Unibibliothek Bielefeld speist, wird laufend aktualisiert und erweitert.

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Web-Verzeichnisse der Hochschulbibliotheken

Der „klassische“ Weg in der Internetrecherche ist das Ansteuern der Webpräsenzen der Hochschulbibliotheken. So könnt ihr bequem von zu Hause aus die eigene Bibliothek durchsuchen und verfügbare Literatur anzeigen, inklusive richtigem Ort in der Bibliothek.

Bei den meisten Webangeboten wird auch direkt die Verfügbarkeit angezeigt (ausgeliehen oder nicht ausgeliehen, mehrfach vorhanden etc.). Das spart langwierige Sucharbeit in der Unibibo und damit Zeit für die Hausarbeit. Viele weitere hilfreiche Tipps für die OPAC Recherche haben wir euch im Magazin zusammengefasst.

Gibt es die gefundene Literatur nicht in deiner Unibibliothek, möchten wir dir den Karlsruher Virtuellen Katalog ans Herz legen, mit dem du viele nationale und internationale Bibliotheken gleichzeitig nach Fachliteratur durchsuchen kannst. Die wissenschaftliche Literatur kannst du dir dann per Fernleihe bestellen.

>wissenschaftliche internetquelle Karlsruher Virtuellen Katalog

Worauf muss ich achten, wenn ich wissenschaftlich im Internet recherchiere?

Achte bei allen Internetquellen stets auf deren Richtigkeit, Plausibilität und Glaubwürdigkeit! Die meisten Bücher, die du in deiner Unibibo finden wirst, wurden zigmal überprüft. Bei Internetquellen ist dies nicht so leicht ersichtlich. Auch sollte immer hinterfragt werden, welche Interessen der Autor mit seinem Artikel verfolgt hat.

Schnell gelangt man im Netz leider auch an unprofessionelle Beiträge, die zu Minuspunkten in der Bewertung deiner Hausarbeit oder deines Referats führen können. Dies liegt daran, dass viele Dozenten nach wie vor der Seriosität wissenschaftlicher Internetquellen skeptisch gegenüber stehen.

Deshalb sollte die wissenschaftliche Recherche im Internet immer nur einen untergeordneten Teil ausmachen -sofern du nich direkt über ein Thema aus dem Bereich Internet schreibst. Die gesamte Hausarbeit mit Internetquellen aufzubauen, kann sonst aus genannten Gründen fatal für dich enden. Versuche so weit wie möglich gedruckte Quellen zu finden.

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Wie zitiere ich Internetquellen?

Beim wissenschaftlichen Zitieren von Internetquellen musst du bei der Literaturangabe das Abrufdatum hinter den Link setzen, damit klar ersichtlich ist, wann du die entsprechende Quelle aufgesucht hast. Viele Internetseiten ändern ihren Content häufig, so dass dein Dozent bei der Korrektur unter Umständen andere Inhalte unter dem genannten Link wiederfindet oder vielleicht auch gar keinen, wenn der Beitrag gelöscht wurde.

Beispiel für das wissenschaftliche Zitieren von Internetquellen:

Geisler, Linus S.: Medizin des Scheins? Virtuelle Realität und Medizin, unter www.aerzteblatt.de/archiv/86621/Medizin-des-Scheins-Virtuelle-Realitaet-und-Medizin (abgerufen am 11.01.2018).

Fazit: Natürlich gibt es noch viel mehr wissenschaftliche Suchangebote im Internet, oft spezialisiert auf einzelne Fachbereiche. Den Gang in die Bibliothek erspart das Internet (jedenfalls, wenn ihr es richtig machen wollt :-) ) nicht, aber als Recherchemittel solltet ihr es nicht unterschätzen.

Bildquelle: Vielen Dank an FirmBee für das Bild (© FirmBee/www.pixabay.de).

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