Digitale Lehre: Präsenzlehre bleibt die Ausnahme

Digitale Lehre: Präsenzlehre bleibt die Ausnahme
Seit dem Ausbruch der Corona Pandemie ist das Unileben nicht mehr das, was es einmal war. In vielen Fällen existiert es eigentlich gar nicht mehr. Leere Hörsäle und ein verwaister Campus, so sieht es aktuell an fast allen deutschen Hochschulen aus. Grade für Studienanfänger bedeutet das einen völlig anderen Einstieg ins Studium.

Der Dekan der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin fasst es so zusammen:

„Was wir schaffen, ist Wissensvermittlung. Was wir nicht schaffen, ist Universität als Lebensraum.

Im Gegensatz zu den Schulen gibt es bisher auch keine einheitlichen Pläne für die Zukunft, niemand weiß wirklich, wie es in den nächsten Semestern weitergeht. Die einzigen übergreifenden Eckpunkte nach HRK (Hochschulrektorenkonferenz) sind diese:

- Die Semesterzeiten für das Sommersemester 2020 werden nicht verschoben.

- Die Vorlesungszeiten für das Sommersemester 2020 können flexibel ausgestaltet werden.

- Die Termine für das Bewerbungs- und Zulassungsverfahren für grundständige Studiengänge für das Wintersemester 2020/2021 werden angepasst.

- Die Vorlesungen an Universitäten und Fachhochschulen sollen im Wintersemester 2020/2021 einheitlich am 1.11.2020 beginnen.

E-Learning statt Präsenz


Dennoch, die Lehre geht weiter aber die Universitäten mussten in einem beispiellosen Kraftakt ihr komplettes Angebot in den digitalen Raum verschieben. Wobei man sagen muss, dass das Ganze auch dadurch erschwert wurde, dass digitale Lehre und die Digitalisierung der Universität an den meisten Hochschulen bislang eher stiefmütterlich behandelt wurde.

Bild Digitalisierung Hochschulen

Eine uns bekannte Person im E-Learning Service einer Universität sagt dazu:

„Plötzlich kommen alle dozierenden und hohen Tiere angerannt und erwarten, dass man innerhalb von Tagen das ganze Semester auf online umstellt und alles reibungslos weitergeht, während dieselben Menschen vorher nie das geringste Interesse an den Leistungen vom E-learning Service gezeigt haben.“

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Neues Konzept: Hybride Lehre


Aktuell in aller Munde ist die Hybride Lehre. Eine Rückkehr zu vollem Präsenzunterricht scheint bei steigenden Infektionszahlen zu riskant, also sucht man Kompromisse. Auf der Website der Universität Leipzig etwa heißt es:

„Zur Vorbereitung des Wintersemesters empfehlen wir Ihnen:

Entscheiden Sie sich für digitale, hybride oder Präsenzlehre

Stellen Sie transparente Regeln und Anforderungen für die gewählte Lehrweise auf und kommunizieren Sie diese.

Bieten Sie Ihren Studierenden eine klare Struktur. Nutzen Sie dazu gerne unsere Hinweise im Lehre-Digital Hilfekurs.“

Unter Hybrider Lehre versteht man eine per Konferenztool betriebene Lehrveranstaltung, bei der Studierende im Seminarraum anwesend sein oder sich von zuhause zuschalten können. Also eine Mischung aus Präsenzlehre und digitaler Lehre. So können zum Beispiel Risikogruppen fernbleiben, ohne etwas im Studium zu verpassen.

Alternative: Rotierendes System


Ein anderer Vorschlag, der im Moment die Runde macht, ist die Idee von wechselnden Lerngruppen in Vorlesungen und Seminaren. Statt, dass etwa 400 Studierende in einer Einführungsveranstaltung sitzen, kommen in wöchentlichem Wechsel 100 Studierende.

Ob sich das allerdings durchsetzt ist fraglich. An der HU Berlin etwa macht die Vizepräsidentin klar, dass „eingeschränkte räumliche Ressourcen, die die Einhaltung von Abständen erschweren oder unmöglich machen“ eine baldige Rückkehr zu voller Präsenz unwahrscheinlich machen. Die Formel aktuell laute: „so viel wie möglich in Präsenz, so viel wie nötig digital“.

Unileben in Gefahr?


Ja, die Lehre geht weiter aber das Leben der Studierenden ist ein anderes geworden. Deswegen Plädiert Martin Heger von der Humboldt-Universität ab nächstem Semester für volle Präsenz, der Kontakt der Studierenden und Lehrenden untereinander sei nicht zu ersetzen durch digitale Lehre:

„Ohne die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden gibt es keine Universität.“

Allerdings stellt sich die Frage, wie zeitgemäß diese Sorge in einer Welt ist, in der große Teile unseres sozialen Austausches sowieso online ablaufen. Es gibt viele Wege, online in Kontakt zu bleiben und auch gemeinsam zu lernen. Die verantwortlichen für digitale Lehre an den Hochschulen haben in den letzten Monaten viel Arbeit darein gesteckt, solche Systeme auszubauen und zugänglich zu machen.

Vor- und Nachteile vom Studium ohne Präsenz


Vorteile
+ Keine Infektionsgefahr
+ Ausbau der digitalen Lehre
+ Potenziell Studium mit weniger Ablenkungen
+ An vielen Universitäten kann das Sommersemester 2020 von der Regelstudienzeit „abgezogen“ werden


Nachteile
- Nur digitaler Austausch unter Studierenden und mit Lehrenden
- Lern- und Arbeitsgruppen nur digital
- Generell kein Campus- und Unileben
- Schwieriger Einstieg für Studienanfänger


Bildnachweis: Vielen Dank an Wokandapix©pixabay.com.

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