Praktikantenspiegel 2015

Praktikantenspiegel 2015
Am 01.01.2015 trat das „Gesetz zur Stärkung der Tarifautonomie“, besser bekannt als Mindestlohngesetz in Kraft, das Arbeitnehmern einen Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde garantiert.

Das Gesetz hat auch große Auswirkungen auf das Gehalt von Praktikanten. So verdienen Praktikanten seit Januar 2015 bei einer regulären 40-Stunden-Woche ca. 1.414 Euro brutto.

Experten prophezeiten damals, dass viele Unternehmen ihre Praktikumszahlen wesentlich verringern. Tatsache ist jedoch, dass es (bislang) so schlimm nicht gekommen ist. Im Gegenteil: die Dax Konzerne haben beispielsweise kein einziges Praktikum für Schüler oder Studenten gestrichen. Was jedoch auffällt, ist, dass die Zahl der Pflichtpraktika sowie derer, die auf 3 Monate beschränkt sind, sprunghaft angestiegen sind.

Wann erhalte ich als Praktikant den Mindestlohn?


Absolvierst du ein freiwilliges Praktikum begleitend zu deinem Studium bzw. deiner Ausbildung oder zur Orientierung bei der Berufs- oder Studienwahl, welches länger als 3 Monate dauert, so hast du Anspruch auf den Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde.

Gleiches gilt für Praktikanten außerhalb eines Studiums oder einer Ausbildung, die bereits über eine abgeschlossene Ausbildung/einen Studienabschluss verfügen und somit häufig als Berufseinsteiger oder Young Professionals bezeichnet werden.

Für ein Pflichtpraktikum, welches im Rahmen von Schule, Ausbildung oder Studium absolviert wird, muss jedoch weiterhin kein Mindestlohn gezahlt werden genau wie für die Praxisphasen während eines dualen Studiums. Ebenso sind freiwillige Praktika mit einer Dauer von 1-3 Monaten, die der Studien- und Berufswahl dienen, vom Mindestlohngesetz ausgeschlossen. Darüber hinaus erhalten nur Erwachsene den Mindestlohn. Praktikanten unter 18 Jahren werden ebenfalls nicht beim Mindestlohngesetz berücksichtigt.

Im vergangenen Jahr sahen die durchschnittlichen Praktikantengehälter noch wesentlich anders aus, wie der CLEVIS Praktikantenspiegel 2015 zeigt. Durchschnittlich verdiente 2014 jeder Praktikant 771 Euro. Praktikanten in der Baubranche galten dabei mit rund 1015 Euro brutto als „Höchstverdiener“, gefolgt von den Praktikanten in Unternehmensberatungen (920 Euro) und im Finanzsektor (888 Euro). Durch das nun eingeführte Mindestlohngesetz wird dieses Durchschnittsgehalt jetzt nahezu verdoppelt.

Auffällig bleibt weiterhin bei den Praktikanten Gehältern das West-Ost-Gefälle. So zeigt die Studie, dass die Gehälter der Praktikanten in Hamburg, Bremen, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen deutlich über dem Bundesdurchschnitt lagen. In den neuen Bundesländern wurde hingegen häufig ein Lohn von weniger als 650 Euro ausgezahlt.

Laut Praktikantenspiegel 2015 ist die Mehrheit mit dem Praktikum zufrieden


9 von 10 Praktikanten waren laut Befragung mit ihrem Praktikum zufrieden und würden das Unternehmen weiterempfehlen. Die Arbeitgeberqualität wurde dabei anhand der Kriterien Aufgabenstellungen, Teamklima, Feedback, Arbeitsumfeld, Vergütung, Arbeitszeit, Lernen und Führung gemessen. Insbesondere mit dem Arbeitsumfeld zeigten sich die Befragten zufrieden, wohingegen im Bereich Aufgaben noch Nachholbedarf besteht.

Für das Praktikum nahmen sich mehr als die Hälfte der Befragten 6 Monate oder länger Zeit und arbeiteten durchschnittlich 38 Stunden pro Woche.

Negativ fällt auf, dass rund 42% bereits während des Praktikums Überstunden machten. Kein Wunder also, dass die Unzufriedenheit über die Work-Life-Balance mit steigender Arbeitszeit zunimmt. Denn für die sogenannte "Generation Y" ist mittlerweile nicht nur das Gehalt und Arbeitsklima bei der Berufswahl wichtig, sondern auch die Vereinbarkeit von Job und Privatleben.

Die 2014 durchschnittlich für ein Praktikum gezahlten 771 Euro Monatsgehalt empfanden mehr als 60% der Befragten in Bezug auf die hierfür geleistete Arbeit als angemessen.

Flexibilität beim Praktikum lässt Raum nach oben


Angesichts der Tatsache, dass Arbeitgeber neben einem guten Abschluss, praktischen Erfahrungen und Soft Skills wie Teamfähigkeit und Organisationstalent, auch immer mehr Wert auf Auslandserfahrung legen, scheint verwunderlich, dass nur rund 15% der Praktika im Ausland stattfinden.

Verwunderlich deshalb, weil fast die Hälfte der Befragten angab, bereits mindestens 6 Monate im Ausland gelebt zu haben. Diese Zeit wurde jedoch häufig eher für Auslandssemester oÄ genutzt.

Im internationalen Vergleich fallen die deutschen Praktikanten in diesem Punkt deutlich ab, denn es zieht wesentlich mehr ausländische Studenten (61%) für ein Praktikum nach Deutschland als dass deutsche Studenten (40%) für ein Praktikum in ein anderes Land gehen.

Einen überdurchschnittlich hohen Anteil an ausländischen Praktikanten verzeichneten Unternehmen wie adidas, Allianz, Bayer oder Merck, die sich damit bereits jetzt einen entscheidenden Vorteil für den viel befürchteten „War for Talents“ verschaffen können.

Interessant ist auch, dass nur rund die Hälfte der befragten Praktikanten bereit ist, für ein Praktikum in eine andere Stadt zu ziehen. Bei den Praktikanten, die zu einem Wohnortwechsel bereits sind, spielte die tatsächliche Entfernung dann auch keine Rolle.

Positives Markenimage vor allem bei Unternehmen der Automobilbranche


Neben der Arbeitsgeberqualität wurde im Praktikantenspiegel auch das Markenimage der Unternehmen (Wahrnehmung eines Unternehmens auf Basis seiner Produkte, Dienstleistungen und Außenwirkung) erfasst. Im Ranking der am besten bewerteten Arbeitsgeber zeigt sich, dass besonders Unternehmen der Automobilbranche bei diesem Kriterium punkten können.

Hier kommen die beliebtesten Arbeitgeber:

1. Audi
2. BMW
3. Volkswagen
4. Adidas
5. Bosch
6. Coca-Cola
7. Daimler
8. Ikea
9. Airbus
10. Deutsche Lufthansa

Über die Studie Praktikantenspiegel 2015


Für den Praktikantenspiegel wurden 7.511 Praktikanten befragt, wobei der Großteil der Befragten zwischen 23 und 25 Jahren alt ist. Bei rund 80% der Praktikanten handelte es sich um Studierende (44% Bachelor-, 42%-Master-Studenten), die übrigen 20% verteilen sich vor allem auf Absolventen und Young Professionals (maximal 2 Jahre Berufserfahrung).

Die am stärksten vertretene Fachrichtung waren die Wirtschaftswissenschaftler (51%), gefolgt von den Ingenieuren (15%), Gesellschaftswissenschaftlern (9,4%) und Naturwissenschaftlern (6,7%). Praktikanten aus den Bereichen Humanwissenschaften, Rechtswissenschaften, Geistes- und Kulturwissenschaften sowie Medizin waren in der Studie hingegen eher unterrepräsentiert.

Insgesamt wurden 1.168 Arbeitgeber für den Praktikantenspiegel 2015 bewertet. Die Unternehmen stammen vorrangig aus den Branchen Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie, Fahrzeugbau- und –zulieferer, Pharma & Chemie, Telekommunikation, IT, Elektrotechnik und Finanzen.

Bildquelle: Vielen Dank an Unsplash für das Bild (© Unsplash/www.pixabay.de)

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