Wie finanzieren sich Hochschulen?

Wie finanzieren sich Hochschulen?
Die Studierendenzahlen steigen kontinuierlich an und gleichzeitig klagen die Universitäten über zu geringe Mittel und müssen Personal kürzen und Studiengänge schließen.
Es gibt viele Töpfe, aus denen Hochschulen Geld beziehen, aber am Ende reicht es nicht aus, um Lehre und Forschung ausreichend zu finanzieren. Wir sagen euch, welche Töpfe das eigentlich sind, warum die Finanzierung vor allem von den Hochschulen selbst kritisiert wird und wie der neue Zukunftsvertrag das Problem lösen soll.

Finanzierung der Hochschulen


Es gibt im weitesten Sinne zwei Einnahmequellen für Hochschulen: Grundmittel und Drittmittel. Die Bundesländer sind die Träger der Hochschulen und sollen die Grundfinanzierung – mit ca. 80% den überwiegenden Teil – sicherstellen. Ungefähr 10% kommen vom Bund, aber nur in Form von Sonderprogrammen wie der Exzellenzinitiative oder dem Hochschulpakt und für spezielle Forschungsprojekte. Die verbliebenen 10% kommen von privaten Investoren, Studienbeiträgen oder Sponsorings. Das sind die Drittmittel.

Diese Zahlen sind allerdings nur Schätzungen. Da die Grundfinanzierung nicht ausreicht (das gilt eigentlich für alle Bundesländer), um Lehre und Forschung nicht nur leidlich aufrechtzuerhalten, sondern auch zu verbessern, werden die Drittmittel immer wichtiger und das ist ein großes Problem der Hochschulfinanzierung.

Finanzierung Hochschule


Problematik der Drittmittelfinanzierung


Es gibt mehrere Gründe, weshalb die zunehmend Drittmittel-Abhängigkeit der Hochschulen problematisch ist. Zum einen fließen Drittmittel größtenteils in lukrative Fächer wie BWL oder Bauingenieurwesen und weniger in die Philosophie oder die Germanistik, was die Fächervielfalt der Universitäten bedroht. Zunehmend werden geisteswissenschaftlichen Instituten die Mittel gekürzt, Stellen und Professuren abgebaut oder ganze Studiengänge eingestellt.

Zum anderen beeinflussen die Drittmittel auch direkt die Grundfinanzierung. Denn jede Hochschule wird individuell vom Bundesland finanziert und ein Kriterium für die Grundmittel ist auch eine Leistungsorientierung. In Nordrhein-Westfalen hängen zum Beispiel 20% der Grundmittel von leistungsorientierten Kriterien ab. Diese setzen sich zu 50% aus den Absolventenzahlen, zu 10% aus den Promotionszahlen und zu satten 40% aus der Menge der Drittmittel zusammen.

Im Klartext heißt das: je mehr Drittmittel, desto mehr Grundfinanzierung. Dies bevorteilt große Universitäten weiter und Hochschulen mit geringen Drittmitteln werden zusätzlich benachteiligt. Zudem besteht immer die Gefahr der erhöhten Einflussnahme der Wirtschaft auf die Lehre. Beispielsweise hat die Humboldt-Universität in Berlin ein Institut für Internet und Gesellschaft, dessen größter Geldgeber Google ist. Und das sicher nicht aus purer Uneigennützigkeit.

Drittmittelfinanzierung Hochschule


Immer mehr Studierende – immer mehr Kosten


Die Hochschulen in Deutschland beklagen schon seit langem die fehlende Initiative der Bundesregierung zur Absicherung der Hochschulfinanzierung. Während der Anteil an Studierenden in Deutschland im Zeitraum von 2008 bis 2017 um 40% zunahm, stieg die Grundfinanzierung nur um 36% an, wie eine Studie der Europäischen Universitätsvereinigung (EUA) nachwies.

Mehr Studierende bedeutet auch mehr Kosten, vor allem für die Lehre. Drittmittel erhalten Hochschulen aber hauptsächlich für Forschungsprojekte. Es fehlt also eine finanzielle Absicherung, um eine qualitativ hochwertige Lehre an den Hochschulen zu garantieren. Gerade durch Krisensituationen wie die Corona Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen an den Hochschulen, wird die Problematik der Finanzierung von Hochschulen deutlich. Da weniger geforscht werden kann, sind Drittmittel schwieriger zu beziehen, während gleichzeitig mehr Kosten durch die notwenige Digitalisierung anfallen, die die Hochschulen mit den Grundmitteln nicht finanzieren können.

Die fehlende Absicherung in der Hochschulfinanzierung äußert sich auch in den steigenden Semesterbeiträgen, sodass die Finanzierung eines Studiums immer schwieriger wird. Eigentlich haben Bund und Länder das Problem der Hochschulfinanzierung auch schon 2015 erkannt und deshalb das Kooperationsverbot aufgehoben, welches dem Bund eine direkte Finanzierung der Hochschulen verboten hatte. Trotzdem hat es bis ins Jahr 2019 gedauert, bis eine langfristige Lösung gefunden wurde.

Hochschulfinanzierung


Der Zukunftsvertrag für eine dauerhafte Hochschulfinanzierung


Drei Beispiele dafür, wie der Bund die Finanzierung der Hochschulen zu unterstützen versucht, sind die Exzellenzinitiative und der Hochschulpakt 2020 sowie der daraus resultierende Zukunftsvertrag.

Die Exzellenzstrategie ist ein Programm zur Förderung der universitären Forschung. Hierbei können Hochschulen in zwei Förderlinien, dem Exzellenzcluster für bestimmte Forschungsfelder und der Förderung von Exzellenzuniversitäten, finanzielle Mittel zur Ausweitung der Spitzenforschung erhalten. 75% dieser Mittel werden dabei vom Bund und 25% vom jeweiligen Bundesland gestellt. In dieser Förderung geht es vor allem um die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Universitäten. Kritiker beklagen aber die fehlende Förderung guter Lehre und befürchten, dass kleine Hochschulen zusätzlich benachteiligt werden könnten.

Als Reaktion auf die wachsenden Abiturjahrgänge haben Bund und Länder zudem 2007 den Hochschulpakt 2020 beschlossen. Dieser sollte der steigenden Zahl an Interessierten ein Studium ermöglichen und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der Hochschulforschung sichern. Zudem sollten mehr Studiengänge für Berufsqualifizierte geöffnet werden. Nachdem die erste Phase bis 2010 um eine zweite Phase bis 2015 ergänzt wurde, beschlossen Bund und Länder den Hochschulpakt noch ein letztes Mal bis 2023 zu verlängern. Insgesamt werden Bund und Länder von 2007 bis 2023 etwa 38,5 Milliarden Euro in den Hochschulpakt investiert haben.

Viele wünschten sich aber eine dauerhaftere Lösung. Die Hochschulrektorenkonferenz forderte 2017 vom Bund, die Gelder für den Hochschulpakt als dauerhaftes Grundmittel zur Finanzierung der Hochschulen zu nutzen. Tatsächlich beschlossen Bund und Länder im Jahr 2019 deshalb, aus dem auslaufenden Hochschulpakt die dauerhafte Förderung „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ zu machen. Ab 2021 sollen damit unbefristete Stellen an den Hochschulen ausgebaut, Bratungs- und Betreuungsangebote erweitert und die Digitalisierung der Lehre vorangetrieben werden. Der Bund will hierfür zunächst 1,88 Milliarden Euro bereitstellen und dann ab 2024 auf 4,1 Milliarden aufstocken. Dadurch soll endlich eine langfristige Absicherung der Hochschulfinanzierung und die Qualitätssicherung der Hochschulbildung sichergestellt werden.

Zukunftsvertrag


Fazit


Immer mehr Menschen beginnen ein Studium, denn dieses wird zunehmend auf dem Arbeitsmarkt gefordert. Damit die Qualität der Lehre und der Zugang für alle sichergestellt werden kann, braucht es aber eine Investition von Bund und Ländern. Viel zu lange wurde die Problematik der Finanzierung von Hochschulen hintenangestellt und lediglich durch indirekte Förderprogramme zu lösen versucht, die kleinere Hochschulen benachteiligten und die Fächervielfalt gefährdeten. Jetzt gibt es endlich einen Hoffnungsschimmer: Mit dem Zukunftsvertrag könnte die Hochschulbildung endlich dauerhaft gefördert und eine ausreichende Hochschulfinanzierung sichergestellt werden.

Bildnachweis: Vielen Dank an marcelkesseler und Samuel Busetto@pixabay und Marley Clovelly, Emily Ranquist und Pixabay@pexels.com.

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