Studieren in Österreich

Studieren in Österreich
Ungefähr jeder zehnte Student, der in Österreich an einer Hochschule eingeschrieben ist, ist Deutscher. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Umstellung von deutscher auf österreichische Mentalität und von dem deutschen auf das österreichische Hochschulsystem ist denkbar einfach. Doch die Unis in unserem liebsten Nachbarland haben zum Teil mit sehr deutschen Problemen zu kämpfen.

Studieren in Österreich
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Hochschulen in Österreich


In Österreich gibt es 22 staatliche Universitäten, 12 Fachhochschulen und 13 Privatuniversitäten. Darüber hinaus noch 9 sogenannte „Anbieter von Fachhochschulstudiengängen“, also kleine FHs.

Die größte Uni in Österreich (und eine der ältesten Europas) ist die Universität Wien mit 92.000 immatrikulierten Studenten. Diese Zahl ist wahrlich beeindruckend, sie zeugt gleichzeitig aber auch von einem großen Problem österreichischer Unis – dazu später mehr.

Übrigens: Die größte Präsenzuniversität in Deutschland, die LMU München kommt auf ca. 50.000 Studierende.

Das Hochschulsystem in Österreich


Das Hochschulsystem in Österreich ähnelt dem deutschen sehr. Das Wintersemester läuft vom 1. Oktober bis zum 31. Januar, das Sommersemester vom 1. März bis zum 30. Juni.

Bis auf das Studium Medizin und Zahnmedizin (noch Diplom) wurde im Zuge des Bologna-Prozesses mittlerweile alles auf Bachelor- und Master-Studiengänge umgestellt. In der Regel dauert ein Bachelorstudium drei Jahre, der sich daran anschließende Master noch einmal zwei Jahre. Das Lehramt befindet sich derzeit noch in der Reform.

Das Studium für Medizin hat in Österreich, neben dem Diplom, auch noch eine weitere Sonderstellung. Medizin wird nur an vier Universitäten gelehrt: An den Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck und der Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Hier gibt es die sogenannte „Österreicherquote“: 75% der Plätze gehen an Österreicher, 20% an EU-Bürger und 5% an Nicht-EU-Bürger.

Ein großer Vorteil des Systems in Österreich, der jedes Jahr mehr und mehr junge Deutsche anlockt: Es gibt kaum Zulassungsbeschränkungen, da ein Numerus Clausus nur in Ausnahmefällen existiert. Ansonsten sind die Universitäten weitgehend zulassungsfrei, die Fachhochschulen arbeiten mit Einstufungstests. Studieren in Österreich kann also prinzipiell jeder, der das Abitur (in Österreich Matura) in der Tasche hat.

In Fächern ohne Beschränkung kann man sich auch entsprechend noch im September für das Wintersemester eintragen. Eben diese Freiheit schafft jedoch auch Probleme: Die Hörsäle österreichischer Universitäten sind durch den Mangel an Zutrittsbarrieren extrem überlaufen. Zudem fehlt es häufig an finanziellen Mitteln – ein Problem, das auch an vielen deutschen Hochschulen vorherrscht.

Als Reaktion auf den zunehmenden Andrang auf österreichische Unis wurde die sog. Studieneingangs- und Orientierungsphase eingeführt. Rechtliche Grundlage hierfür ist §66 des Universitätsgesetzes. Vor allem der zweite Absatz des Paragraphen gestaltet sich für die Studierenden überaus heikel und wird nicht zuletzt deshalb heftig diskutiert. Dort heißt es:

[…] Der positive Erfolg bei allen Lehrveranstaltungen und Prüfungen der Studieneingangs- und Orientierungsphase berechtigt zur Absolvierung der weiteren Lehrveranstaltungen […]
Im Klartext bedeutet das, dass sämtliche Prüfungen innerhalb der STOEP absolviert und bestanden werden müssen. Andernfalls erhält man für die weiteren Module des Studiengangs keine Zulassung. Es versteht sich von selbst, dass auf die Art seitens der Hochschulen massiv ausgesiebt wird.

Studieren in Österreich
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Studieren in Österreich: Wird mein Studium auch in Deutschland anerkannt?


Eine aussagekräftige Antwort in Kurzform: Ja! Studieren in Österreich ist in Bezug auf die Anerkennung hierzulande unproblematisch. Hier herrscht eine enge Zusammenarbeit zwischen deutschen und österreichischen Hochschulen, sodass sich ein Studium in Wien, Graz oder anderen Standorten im Grunde nicht von einem in Hamburg oder Berlin unterscheidet.

Was kostet ein Studium in Österreich?


Anders als bei einem Studium in der Schweiz, das sehr teuer werden kann, kann man in Österreich auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland studieren und leben. Es sei jedoch an dieser Stelle angemerkt, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern könnte.

Von Privatunis abgesehen, gibt es derzeit keine Studiengebühren, lediglich 18 Euro als „Quasi“-Semesterbeitrag muss man zahlen. Dadurch entfällt jedoch das Semesterticket, das es an vielen deutschen Hochschulen gibt und das im Semesterbeitrag enthalten ist. Die studentischen Lebenshaltungskosten bewegen sich auf deutschem Niveau, sodass 800-900 Euro im Monat zum Leben reichen. Allerdings schwanken die Lebenshaltungskosten regional – so ist Wien als Hauptstadt üblicherweise teurer als andere Standorte wie Innsbruck oder Linz. Lebensmittel sind meistens genauso teurer oder mitunter sogar günstiger als in Deutschland. Bei Kosmetik- und Pflegeprodukten zahlt man dagegen in Österreich meistens drauf.

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Studieren in Österreich Kosten
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Studieren in Österreich: Finanzierung


Studieren in Österreich ist derzeit noch vergleichsweise günstig. Doch spätestens dann, wenn zahlungsverpflichtende Hochschulbeiträge eingeführt werden sollten, musst du dir über die Finanzierung deines Auslandssemesters oder -Studiums Gedanken machen. Als kleine Hilfestellung haben wir dir deshalb die wichtigsten Adressen aufgeführt.
Stipendium des DAAD

Der Deutsche Akademische Austauschdienst e.V. (DAAD) hat sich der Stärkung der deutschen Sprache verschrieben. Dieser Zweck ist beim ebenfalls deutschsprachigen Nachbarn zwar leicht verfehlt, Stipendien an Studierende im Ausland vergibt der DAAD deshalb trotzdem noch!

Das Angebot variiert je nach Fachbereich und Studiengang. Die gemeinsame Einrichtung deutscher Hochschulen und Studierendenschaften bietet zum Beispiel Jahresstipendien an besonders leistungsstarke Studenten, für Aufbaustudien oder Doktoranten. Eine Bewerbung kostet nichts und du kannst nur gewinnen.

Stipendium mit Erasmus+


Erasmus+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union und ebenfalls für deutsche Studenten in Österreich erhältlich.

Erasmus+-Stipendiaten erhalten eine monatliche Förderung. Die Höhe dieses Förderbetrages richtet sich nach den Lebenshaltungskosten des Studienlandes. Österreich befindet sich in Fördergruppe 1, was derzeit ein Fördergeld in Höhe von 315 Euro bedeutet.
Hinweis: Grundsätzlich bezahlen Erasmus+-geförderte Studierende keine Studiengebühren. Das könnte also eine Möglichkeit sein, diese zu umgehen, falls die österreichische Regierung sie tatsächlich wieder einführt.

Auslands-BAföG


Auch das Auslands-BAföG wäre eine Option. Da es sich bei Österreich um einen EU-Staat handelt, kann dein Studium sogar über seine gesamte Dauer hinweg gefördert werden – außerhalb der EU wäre dies nur für maximal ein Jahr möglich.

Die monatlichen Fördersätze sind dieselben wie in Deutschland (Höchstsatz derzeit: 735 Euro). Zusätzlich werden noch eine Hin- und Rückreise bis maximal 250 Euro übernommen. Ihr erhaltet zudem Zuschüsse zur Krankenversicherung. Auch wenn du in Deutschland keine Förderung nach BAföG erhältst, weil du bestimmte Kriterien nicht erfüllst, kannst du womöglich trotzdem Auslands-BAföG beantragen, da sich die Förderkriterien trotz gleicher Beitragssätze unterscheiden!

TIPP: Einen Überblick über die gängigsten Anbieter findest du übrigens in unserem Auslandskrankenversicherungs Vergleich.

Hinweis: Auch beim Auslands-BAföG ist eine Übernahme der Studiengebühren bis 4.600 Euro vorgesehen, wodurch du die Pläne der Regierung eventuell auch auf diesem Wege umschiffen kannst.

Sehenswürdigkeiten in Österreich


Studieren in Österreich lohnt sich nicht nur aufgrund der günstigen Bedingungen. Das Land hat auch an Sehenswürdigkeiten einiges zu bieten. Wir zeigen dir deshalb einige der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten und schönsten Naturschauplätze des Alpenlandes!

Schloss Bruck


Im südlichen Osttirol befindet sich das schon von Weitem sichtbare Schloss Bruck. Bereits 1278 ließen die Grafen von Görz das Bauwerk auf dem Schlossberg errichten und nannten es bis ins Jahr 1500 ihr Domizil, ehe es in den Besitz von Maximilian I gelangte. Doch nicht nur mit dem Adel steht Schloss Bruck in Verbindung, vielmehr lastet ihm auch eine teils düstere Vergangenheit an. Bis 1680 wurde der erste Stock des Schlosses als Gerichtssitz für die Tiroler Hexenprozesse genutzt.

Heute ist das Schloss ein Museum der Stadt Lienz, in dem vor allem Kunstbegeisterte auf ihre Kosten kommen. Zahlreiche Werke von Albin Egger-Lienz sind hier ausgestellt. Zudem befinden sich Exponate aus der naheliegenden Römerstadt Aguntum im Inneren des Schlosses. Als besonders sehenswert gilt auch die Burgkapelle mit gotischen Fresken von Simon von Taisten.

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©Lambert Oitzinger, erschienen unter CC Artibution-ShareAlike 3.0 Austria

Wien


Kann gleich eine ganze Stadt als Sehenswürdigkeit gelten? Wenn sie Wien heißt, dann kann sie das! Studieren in Österreich ist nicht nur in der Landeshauptstadt möglich und es gibt noch viele weitere attraktive Hochschulstandorte. Für den Fall, dass du irgendwo anders unterkommst, solltest du während deines Aufenthalts unbedingt mindestens einen Abstecher nach Wien machen!

Wien geht auf eine römische Siedlung zwischen Donau und der Wien zurück. Heute zählt die Stadt fast zwei Millionen Einwohner und gilt als eine der lebenswertesten Städte Europas. Geschickt nutzen die Wiener die Nähe zu den umliegenden Gewässern und dem Wienerwald für Naherholung und Tourismus aus. Kaffeehäuser, zahlreiche Grünanlagen und die landestypischen Beisln laden zum Verweilen ein, sodass man niemals das Gefühl hat, man würde vom schnelllebigen Großstadtalltag erschlagen.

Doch die Donaustadt im Herzen Österreichs ist ein Gesamtkunstwerk. Neben barocken und gotischen Bauwerken hat auch der Jugendstil einen festen Platz in der Wiener Architektur. Ein zeitgenössisches Beispiel wäre etwa der Campus der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Auf einer Fläche von 60.000 m² befindet sich mit dem MuseumsQuartier auch eines der größten Areale für Kunst und Kultur weltweit in Wien.

Studieren in Österreich Wien
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Festung Hohensalzburg


Die Mozartstadt Salzburg beherbergt eine der größten Burganlagen Europas – die Festung Hohensalzburg. Im Jahr 1077 ließ der Erzbischof Gebhardt die Festung erbauen, die noch heute das Stadtpanorama prägt. Über mehr als vier Jahrhunderte hinweg wurde die Festungsarchitektur stetig verbessert, ehe sie um das Jahr 1500 herum ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt. Zweck der Festung Hohensalzburg war es, die Erzbischöfe und das Fürstentum vor Angriffen von außen zu schützen – mit Erfolg, nie wurde das Bauwerk von auswärtigen Truppen eingenommen.

Neben dem Fußweg ist die Anlage auch mit der Festungsbahn zu erreichen – und das schon seit 1892! Neben den Fürstenzimmern ist auch das Festungsmuseum ein besonderes Highlight, in dem Exponate aus der früherzbischöfischen Zeit ausgestellt sind. Zudem bietet Hohensalzburg den besten Blick auf die Salzburger Altstadt, Österreichs erstes UNESCO-Welterbe.

Studieren in Österreich Festung Hohensalzburg

Breitachklamm


Einige kulturelle Ziele, die du dir für ein Auslandsstudium in Österreich vormerken kannst, haben wir dir nun vorgestellt. Doch die Bewegung sollte natürlich auch nicht zu kurz kommen – dafür ist unser Nachbarland auch einfach viel zu schön!

Wie wäre es deshalb mit einer Wandertour durch die Breitachklamm? Sie ist die tiefste Felsenschlucht Europas und gehört nicht zuletzt deshalb zu den spektakulärsten Klammen des Alpenraumes. Sie entstand während der letzten Eiszeit, als Gletscher das weiche, umliegende Gestein abtrugen. Nachdem das Eis verschwand, schnitt sich die Breitach tief in das härtere Gestein. Die Felsen ragen zu beiden Seiten der Klamm bis zu 150 Meter auf und kreieren eine einmalige Landschaft.

Deine Wanderung könnte beispielsweise direkt an der deutsch-österreichischen Grenze beginnen, am Wanderparkplatz Walserschatz. Während du die Klamm auf schmalen Wegen, Brücken und Stegen abwärts wanderst, tost unter dir das Wasser. Zu beiden Seiten stürzen überall kleine Bäche und Rinnsale in die Breitach. Das ist vor allem nach stärkeren Regenfällen der Fall, dann solltest du unbedingt eine Regenjacke parat haben.

Eine Tour durch die Breitachklamm ist etwa 6 Kilometer lang und dauert knappe zwei Stunden. Um das sich dir bietende Schauspiel voll auszukosten, solltest du dir aber genügend Zeit nehmen und nicht zu genau auf die Uhr schauen.

Studieren in Österreich Breitachklamm
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Stollen 1930


Studieren in Österreich soll natürlich nicht bedeuten, dass du dich nur in deinem Zimmer einquartierst und lernst – dann und wann heißt es: Buch zu, Tür auf und hinein ins Nachtleben! Selbstverständlich haben die Welt- und Großstädte Österreichs wie Wien, Linz, Graz oder Salzburg eine Club- und Barszene zu bieten, die der von deutschen Metropolen im Nichts nachsteht. Doch auch wenn es dich nicht zu einem der kulturellen Hotspots des Landes zieht, muss das nicht heißen, dass du deiner Ausgehlaune nicht trotzdem frönen kannst.

Eine ganz besondere Bar, der Stollen 1930, befindet sich beispielsweise im westlich gelegenen Tirol, genauer gesagt in dem 20.000-Einwohner-Städtchen Kufstein. Der Stollen ist gleich aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zum einen, weil man es mit dem Namen des Etablissements wirklich genau genommen hat: Rund 90 Meter geht es hinab in einen Felsstollen, direkt unter der Festung Kufstein. Im Innenraum kommt die Fassade einem Bergwerk des frühen Industriezeitalters gleich: Kahle Felswände werden durchzogen von dicken Metallrohren, die der Belüftung dienen. Dass der Stollen 1930 jedoch wenig mit Mienenarbeit zu tun hat, zeigt sich wiederum am Mobiliar der Bar. Plüschige Ohrensessel, Kerzenständer und Kronleuchter wie aus einer Grafschaft sorgen hier für die Atmosphäre einer Speakeasy-Bar, wie sie so auch im Herzen New Yorks zu Zeiten der Prohibition hätte stehen können.

Der Stollen wäre jedoch kein echtes Highlight für Bartender, wenn die Getränkekarte irgendwelche Wünsche offenließe – das tut sie nicht! Vor allem zeitlose Cocktails, die sich bereits vor fast 100 Jahren großer Beliebtheit erfreuten, werden hier serviert. Wer es bodenständiger mag, für den gibt es eine breite Palette an Bieren aus Belgien, Irland oder England und natürlich auch alkoholfreie Getränke. Wirklich außergewöhnlich ist jedoch die Auswahl an Gin-Sorten, die es so kein zweites Mal auf der Welt gibt. Schon bei Betreten fällt einem auf, dass der Stollen 1930 über und über mit Gin-Flaschen gefüllt ist. Das kommt nicht von ungefähr, bereits seit 2014 steht der Stolen mit damals noch 537 verschiedenen Sorten im Guinnessbuch der Rekorde, heute sind es an die 900!

Studieren in Österreich Breitachklamm
©tom69green/pixabay.de

Bildquelle: Vielen Dank an markusspiske für das Bild (© markusspiske/www.pixabay.de).

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