Studieren in Italien

Studieren in Italien
Rom, Mailand oder Venedig; der Vesuv, die Adria und die Südtiroler Alpen – Italien ist eines der schönsten und historisch wertvollsten Länder Europas und findet sich jedes Jahr wieder in den Hitlisten der beliebtesten Urlaubsländer. Italien ist aber nicht nur Wein, Pasta und schönes Wetter, sondern hat eine umfangreiche Hochschullandschaft zu bieten. Im Schnitt studieren hier jedes Jahr knapp 30.000 Ausländer über Erasmus, die meisten davon aus Deutschland.

Das Hochschulsystem in Italien


In Italien gibt es ungefähr 80 Hochschulen, die sich systematisch nicht großartig von den deutschen unterscheiden. Neben klassischen Universitäten gibt es technische Hochschulen, Akademien und freie Unis.

Italien ist vor allem für seine sehr alten Hochschulen bekannt. Mit der Universität in Bologna beherbergt Italien die vermutlich älteste Universität der Welt. Bereits im Jahre 1088 soll sie gegründet worden sein. Besonders durch den Humanismus und die Renaissance ist die italienische Kunst zu einem zeitgeschichtlichen Denkmal geworden. Bis heute leben die alten Traditionen in den etablierten Kunst-, Mode- und Designschulen weiter.

Die mit Abstand größte Universität ist die Roma La Sapienza mit über 113.000 Studierenden. Zum Vergleich: Die größte deutsche Hochschule ist die Fernuni Hagen mit 77.000 Studierenden gefolgt von der Universität zu Köln mit gut 50.000. Insgesamt sind jährlich ca. 1,8 Millionen Studierende an italienischen Hochschulen eingeschrieben.

Das Hochschulsystem (passenderweise seit Bologna-Reform) ist vergleichbar mit unserem: Es gibt das dreijährige Laurea di primo livello (entspricht unserem Bachelor), an das man ein corso di laurea specialist (Master) und ein corso di dottorato du ricerca (Promotionsstudium) anschließen kann.

Ein italienisches akademisches Jahr verläuft üblicherweise von September bis Juli. Im Oktober schreibt man sich für einen Studiengang ein. Zum Teil findet die Gliederung in Semestern statt, das ist aber nicht unbedingt die Regel. Generell läuft ein Studienjahr wie folgt ab:

• Einschreibung im Oktober
• Mitte Oktober, Anfang November: Vorlesungsbeginn
• Weihnachten bis Mitte Februar: Ferien
• Februar bis April: Vorlesungen
• April: Osterferien
• bis Mitte Mai: Vorlesungen
• Mitte Mai bis Mitte Oktober: vorlesungsfreie Zeit

Besonderheit: In den jeweiligen Prüfungszeiten im Januar und Februar sowie Juni und Juli sind Klausuren oder Hausarbeiten die Ausnahme. An einer italienischen Hochschule erhält man seinen Leistungsnachweis über eine mündliche Prüfung! Typischerweise ist die Prüfung für alle Studierenden geöffnet, sodass sich jeder ein Bild vom Ablauf der Prüfung machen kann.

Hochschule Italien Studieren im Ausland
©Pixabay/pexels.com

Zulassungsvoraussetzungen für ein Studium in Italien


Voraussetzung für eine Zulassung ist die allgemeine Hochschulreife. Da es in Italien keine Fachhochschulreife gibt, sollte man sich, wenn man eine solche besitzt, erst bei der jeweiligen Hochschule kundig machen, ob sie anerkannt wird. Zu diesem Zweck kann die Übersetzung des Zeugnisses hilfreich sein. Das italienische Konsulat sowie das deutsche Kulturinstitut stellt das „dichiarazione di valore“ aus. Dieses Dokument versichert die Vergleichbarkeit deines Zeugnisses mit dem eines Abiturs in Italien.

Ganz wichtige Voraussetzung ist der Nachweis von italienischen Sprachkenntnissen. Anerkannt werden zum Beispiel die Zertifikate CILS und CELI. Wer in der Landessprache maximal einen Wein bestellen kann, der kann vor dem eigentlichen Studium die „Università per stranieri“, sogenannte Universitäten für Ausländer, besuchen. Dort könnt ihr die nötigen sprachlichen und kulturellen Kompetenzen erwerben.

Studiengebühren und Finanzierung für das Studieren in Italien


Auch nicht unerheblich sind die Studiengebühren in Italien: Die gibt es dort nämlich überall. Neben einer landesweit einheitlichen Gebühr erheben die jeweiligen Hochschulen eigene Beiträge für Dienstleistungen (contributi). Daneben wird ein Beitrag für regionale Einrichtungen, wie z. B. für die Studienförderung verlangt. Schlussendlich kann auch zur Verteidigung der Abschlussarbeit eine Gebühr verlangt werden.

Pro akademisches Jahr kommt man dann auf ca. 810 bis hin zu 2700 Euro (höchster Satz bei Zahnmedizin). Aber lass dich nicht beirren. Es gibt viele Möglichkeiten, wie du finanzielle Hilfe für dein Auslandsstudium erhältst.

ERASMUS

Melde dich für das ERASMUS-Programm an. Das Programm unterstützt diejenigen, die ein Auslandssemester aufnehmen wollen. Gefördert von der Europäischen Union, erhältst du nach erfolgreicher Bewerbung eine Zahlung zwischen 250 bis 500 Euro. Des Weiteren werden dir die Studiengebühren erlassen und du wirst in den meisten Fällen durch andere ausländische Studenten begleitet.

Das Programm ist auf ein Jahr begrenzt, für ein Auslandsemester oder Studienjahr im Ausland aber die einfachste Möglichkeit ein Studium im Ausland aufzunehmen.

Auslands BAföG

Ferner ist das Auslands-BAföG ein nützlicher Geldgeber. Nach dem normalen Inlands-BAföG wird dir abhängig vom Einkommen deiner Eltern sowie deinem eigenen Einkommen ein Förderungsbetrag zugesichert. Hast du in Deutschland zumindest einen Anspruch auf BAföG, dann erhältst du auch eine Förderung während des Auslandssemesters.

Stipendien

Gleichfalls kann ein Stipendium durch den DAAD hilfreich sein. Der Deutsche Akademische Austauschdienst vergibt Stipendien für Studien- und Forschungsaufenthalte im internationalen Bereich. Studierende, die ein Auslandssemester anstreben, erhalten Vermittlungshilfe für ein passendes Stipendium.

Wohnen in Italien als Student
©Daria Shevtsova/pexels.com

Wohnen in Italien


Mit dem Studieren in Italien brauchst du natürlich auch eine Unterkunft. Wichtig für die Wohnsitzbescheinigung sind Aufenthaltserlaubnis und Studienbescheinigung. Hauptsätzlich wird sich deine Austauschuniversität um die Formalitäten einer Aufenthaltserlaubnis kümmern.

Willst du alleine ein Studium in Italien aufnehmen, musst du ab drei Monaten Aufenthalt die „permesso di soggiorno oder auch carta di soggiorno“ beantragen. Das Dokument ist für Studierende auf ein Jahr befristet, kann aber verlängert werden. Die Verlängerung ist mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden, der viele notariell beglaubigte und übersetzte Dokumente voraussetzt.

Aufgrund der Gebühren wohnt der normale italienische Student noch bei seinen Eltern zuhause. Wenn es aber um eine eigene studentische Unterkunft geht, dann fällt die Wahl am häufigsten auf Studentenwohnheime oder private Zimmer bzw. Wohnungen.

• studentische Unterkünfte der Hochschulen

Die günstigste Variante: Im Studentenwohnheim an einer italienischen Universität bezahlst du gerade einmal 100 bis 200 Euro pro Monat und wohnst teilweise im Doppelzimmer oder allein.

Problematisch ist die Zuweisung der begehrten Unterkünfte. Es ist nicht besonders leicht, einen der 28.000 Plätze im gesamten Land zu ergattern. Dennoch kannst du als Austauschstudent Glück haben. Studenten mit staatlicher Förderung bzw. Austauschstudenten werden bevorzugt behandelt.

Die Wohnheimplatzvergabe ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Informiere dich deswegen am besten vorher bei deiner Austauschuniversität. In den meisten Fällen wird dir als ERASMUS-Student die Wohnungssuche erleichtert.

• eigene Wohnung

Da Wohnheimplätze beliebt sind, kommt man nicht um ein Privatzimmer herum, wenn man keinen Platz erhalten hat. Hier unterscheiden sich die Preise stark. Generell kannst du damit rechnen, dass du im Norden Italiens mehr als im Süden bezahlst. Während du in Palermo eine Wohnung für ca. 150 Euro pro Monat bekommen kannst, musst du in Mailand mit 350 Euro schon tiefer in die Tasche greifen. Weiterhin sind im Stadtkern sogenannte „pesto letto“ (geteilte Zimmer) üblich, die mit einer WG zu vergleichen sind.

Achte auch auf die Nebenkosten: Von 25 Euro im Sommer bis 50 Euro pro Monat im Winter kann alles dabei sein. Rom oder Mailand haben zudem bestimmte Kommunalabgaben, die zusätzlich bezahlt werden. Informiere dich also über die Regelungen für deinen Wohnort, damit dein Auslandssemester keine teure Angelegenheit wird.

In jedem Falle lohnt sich die frühe Wohnungssuche über die bestehenden Netzwerke z. B. über Facebook-Gruppen für Studenten eines Auslandssemesters in Italien, ERASMUS-Bekannte oder einfach Studenten, die bereits an einem Austausch im vorherigen Jahr teilgenommen haben.

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TIPP:

1. Auch, wenn dir kein Mietvertrag vorgelegt wird, solltest du nach einer schriftlichen Vereinbarung bitten. Gesetzlich ist der Vermieter dazu verpflichtet und außerdem hilft es im Streitfall, deine persönlichen Rechte zu schützen.

2. Anders als in Deutschland muss die Registrierung des Vertrages erfolgen. Die Gebühr wird häufig vom Mieter gefordert, was laut dem italienischen Mietrecht nicht vorgesehen ist. Grundsätzlich hat der Mieter die Kosten zu tragen.

3. Ferner kannst du aufgefordert werden, deine Miete in bar zu bezahlen. Diese Methode ist legitim, lass dir aber für jede bezahlte Miete eine Quittung ausstellen.

International studieren im Ausland
©Porapak Apichodilok/pexels.com

Anerkennung des Italien Studiums in Deutschland


Bevor du ein Auslandsstudium bzw- -semester in Italien in Erwägung ziehst, ist es wichtig zu wissen, wie und welche Leistungen dir auch in Deutschland angerechnet werden. Dank der Umstellung auf das ECTS-System scheint es einfach zu sein, seine Prüfungen anerkennen zu lassen. Leider ist das nicht zwingend der Fall, wenn du dein Studium eigenständig in Italien absolvierst.

Mit dem Studieren in Italien erhältst du sogenannte „crediti formativi“. Angelegt an unser europäisches System wird jeder Lehrveranstaltung ein bestimmter Wert zugeordnet, der sich nach der Höhe des Arbeitsaufwandes richtet. In Italien entspricht ein crediti formativi dem Zeitaufwand von 25 Stunden pro Punkt. Im Vergleich dazu sind es im ECTS-System 30 Stunden pro Punkt.

Schließlich braucht es bei beiden Systemen eine Gesamtanzahl von 180 Punkten um das Studium im Grade Bachelor bzw. „laurea“ abzuschließen. Aufgrund des unterschiedlichen Zeitaufwandes solltest du dich darüber informieren, ob deine italienische Universität Lehrveranstaltungen anbietet, die auch in Deutschland anerkannt werden. Studierst du nur ein oder zwei Semester in Italien, dann erkundige dich bei deinem Prüfungsamt an deiner jetzigen deutschen Universität, inwieweit die Leistungen anerkannt werden.

TIPP: Die genannten Probleme entfallen, wenn du bei dem europäischen Austauschprogramm ERASMUS teilnimmst oder du innerhalb eines integrierten Austauschstudiums in Italien studierst.

Studieren in Italien auf Deutsch


Unverzichtbar für das Studieren in Italien ist die italienische Sprache. Mittlerweile können unterschiedliche Studiengänge auf Englisch studiert werden. Mit Deutsch wird es leider etwas schwierig. Jedoch gibt es den Spezialfall der Universität Bozen. Gelegen in Südtirol kann man das italienische Flair erleben und an der ersten Universität in Europa sein Studium in Deutsch, Englisch oder Italienisch ablegen. Der Abschluss entspricht dem klassischen europäischen Vorbild nach dem Bachelor-Master-System.

Fazit:

Ein Auslandsstudium ist die perfekte Gelegenheit deine Sprachkenntnisse zu verbessern, die Kultur kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Durch das Studieren in Italien erlebst du die umfangreiche Universitätslandschaft, die über Jahrhunderte gewachsen ist. Die Geschichte des Landes ist so anziehend das viele Studierende aus Deutschland ein Auslandssemester in Italien aufnehmen. Dank ERASMUS-Programm ist der Austausch sehr einfach und unkompliziert. Zusätzlich kannst du durch Stipendien oder Auslands-BAföG unterstützt werden, sodass du dich vollends auf das Land, die Atmosphäre und natürlich auf das Studieren konzentrieren kannst.

Bildquelle: Vielen Dank an Petra Dirscherl für das Bild (© Petra Dirscherl / pixelio.de).

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Kommentare

Userbild von vlr
02. Februar 2023 · 11:42 Uhr
vlr
"Während du in Palermo eine Wohnung für ca. 150 Euro pro Monat bekommen kannst, musst du in Mailand mit 350 Euro schon tiefer in die Tasche greifen. Weiterhin sind im Stadtkern sogenannte „pesto letto“ (geteilte Zimmer) üblich, die mit einer WG zu vergleichen sind"

Habe in beiden Ländern studiert und kann versichern, dass "pesto letto" kein Begriff ist, sondern "Pesto Bett" heisst :-D Und ich weiß nicht, wann der Artikel geschrieben worden ist aber die Wohnung für 150 € in Palermo und 350 € in Mailand müsst ihr mir zeigen :-D sonst spannender Artikel!
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