Studieren in der Schweiz

Studieren in der Schweiz
Neutral und teuer, Schweizer Käse und Schweizer Uhrwerk – wie alle anderen haben auch die Schweizer im Ausland mit dem einen oder anderen Vorurteil zu kämpfen. Der kleine Alpenstaat hat aber auch Nobelpreisträger am Fließband produziert, aktuell das viertgrößte Pro-Kopf-Einkommen der Welt (hinter Luxemburg, Katar und Norwegen und weit vor Deutschland) und darüber hinaus eine renommierte und weltweit anerkannte Hochschullandschaft. Darum absolvieren auch viele deutsche Studenten ein ganzes Studium oder auch ein Auslandssemester in der Schweiz, mittlerweile im Schnitt 13.000 pro Jahr. Insgesamt sind sogar fast 30% der Studierenden in der Schweiz Ausländer.

Die Schweizer Hochschullandschaft


Schweizer Hochschulen haben eine lange Tradition. Die Universität Basel ist mit der Gründung 1460 die älteste Hochschule des Landes. Grundsätzlich unterscheidet sich aber das Hochschulsystem in der Schweiz nicht gravierend vom deutschen System. Auch die Schweizer Studenten sind mittlerweile fest in der Hand von Bologna: 3 Jahre Bachelor, 2 Jahre Master, vereinzelte Diplome. Mit 45.000 Studierenden ist Zürich die größte Studentenstadt.

Insgesamt befinden sich in der Schweiz 12 universitäre Hochschulen, sechs davon im deutschsprachigen Raum. 10 Schweizer Hochschulen sind kantonale Universitäten, also den Kantonen unterstellt. Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) in Zürich und Lausanne sind dem Bund unterstellt:

Eidgenössische Technische Hochschulen

• École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) in Lausanne
• Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ) in Zürich

Kantonale Universitäten

• Universität Basel in Basel
• Universität Bern in Bern
• Universität Freiburg/Université de Fribourg in Freiburg
• Université de Genève in Genf
• Université de Lausanne in Lausanne
• Università della Svizzera italiana (USI/SUP) in Lugano und Mendrisio
• Universität Luzern in Luzern
• Université Neuchâtel in Neuenburg
• Universität St. Gallen (HSG) in St. Gallen
• Universität Zürich in Zürich

Daneben gibt es, wie bei uns auch, Fachhochschulen verschiedener Art. Die Lehrerausbildung findet in eigenen pädagogischen Hochschulen statt, nicht an den Universitäten.

Ein besonderer Unterschied zu den deutschen Hochschulen ist die sehr gute Finanzierung sowie bessere Betreuung. An Schweizer Hochschulen werden die finanziellen Mittel für ein hoch qualifiziertes Personal und eine hervorragende räumliche Ausstattung eingesetzt. Im deutschen Vergleich sind die Kapazitäten in der Schweiz zwar begrenzt, jedoch entsteht dadurch ein intensiveres Betreuungsverhältnis, als es in überfüllten Hochschulen der Fall wäre.

Für alle Sprachbegeisterten empfiehlt sich das Studieren in der Schweiz. Denn bekanntermaßen ist das Land geprägt von hoher kultureller Durchmischung. Abhängig von der Region spricht man Deutsch, Französisch oder Italienisch. Aus diesem Grund bieten viele Universitäten Studiengänge in diesen Sprachen an. Englisch ist ebenso eine übliche Unterrichtssprache.

Das akademische Jahr ist unterteilt in Herbstsemester und Frühlingssemester. Somit beginnt das Studienjahr immer zur 38. Kalenderwoche und endet kurz vor Weihnachten. Ende Februar startet das Frühlingssemester. Ende Mai ist die Vorlesungszeit beendet. Dazwischen werden die Klausuren und Hausarbeiten geschrieben.

Wichtiger Hinweis: Es gibt in der Schweiz eine Reihe von privaten Hochschulen, die staatlich nicht anerkannt sind, dies aber gern verschleiern. Deren Abschluss ist im Zweifel nicht viel Wert. Also Augen auf bei der Auswahl der richtigen Schweizer Hochschule.

Basel Uni Hochschule Auslandssemester
©skeeze/pixabay.com

Voraussetzungen und Bewerbungskriterien für ein Studium in der Schweiz


Eine Schweizer Hochschule kann größtenteils selbst bestimmen, welche Voraussetzungen für ausländische Studierende gelten. Je nach Standort sowie Studiengang unterscheiden sich die Zulassungs- und Bewerbungskriterien stark. Dennoch sind alle Fächer bis auf wenige Ausnahmen (wie z. B. Medizin) zulassungsfrei. Das bedeutet, dass kein NC notwendig ist. Nach bestimmten Auflagen sind Einschränkungen für ausländische Studenten trotzdem möglich.

Hauptvoraussetzung für einen universitären Studiengang bleibt das Matura, dass Schweizer Äquivalent zum deutschen Abitur. Es muss die Vergleichbarkeit nachgewiesen werden, wobei das deutsche Abitur generell ausreichend ist. Die endgültige Entscheidung obliegt aber der Hochschule selbst. Vereinzelt gelten bestimmte Fächerkombinationen im deutschen Abitur als nicht ausreichend für ein Studium in der Schweiz. Weiterhin ist für französische, italienische oder englische Studiengänge ein entsprechender Sprachnachweis, wie etwa der TOEFL-Test, vorzulegen.

Demgegenüber erfordern Fachhochschulen ein Berufsmatura. Dieses ist vergleichbar mit der deutschen Fachhochschulreife und wird in der Regel als Studienvoraussetzung akzeptiert. Aufgrund der regionalen Unterschiede solltest du mit deiner gewählten Hochschule vorher in Kontakt treten und abklären, welche Voraussetzungen für einen Auslandsstudenten gelten.

Achtung: Das Medizinstudium nimmt bei der Zulassung eine Sonderrolle ein. Der Studiengang wird nur in sehr seltenen Fällen an ausländische Studenten vergeben. Nur durch einen langen Aufenthalt im Land oder durch einen Partner mit Schweizer Staatsbürgerschaft erhöht man seine Chancen für einen Platz in Human-, Zahn- oder Veterinärmedizin.

Brauche ich ein Visum in der Schweiz?


Wer in der Schweiz studiert, benötigt eine Aufenthaltsbewilligung. Für EU bzw. Bürger des EFTA-Raumes muss diese Bewilligung nach 3 Monaten Aufenthalt nachgewiesen werden. Als deutscher Studierender ist es relativ einfach, an diese Bewilligung zu kommen. Nach der Unterzeichnung des Mietvertrages meldest du dich innerhalb von 7-14 Tagen bei der lokalen Einwohnerkontrolle. Neben deiner Immatrikulationsbescheinigung, Mietvertrag und Passfoto, legst du der Behörde eine Bankbescheinigung vor. Mit dem Banknachweis wird angegeben, dass du über ausreichende finanzielle Mittel verfügst. Ebenso ist eine Bürgschaft der Eltern ausreichend.

Bei einem einfachen Auslandssemester ist unter Umständen keine Aufenthaltsbewilligung notwendig. Studieren in der Schweiz für ein oder mehrere Jahre geht mit einer L- bzw. B-Bewilligung einher, die deinen Wohnsitz in der Schweiz bestätigen. Die Kurzaufenthaltsbewilligung L ist auf die Dauer bis unter einem Jahr begrenzt.

Mit einer B-Bewilligung wird die Aufenthaltsbewilligung für bis zu fünf Jahre ausgestellt. Darüber hinaus berechtigt dich das Dokument nebenbei im jeweiligen Semester bis zu 20 Stunden pro Woche arbeiten zu gehen. Während der Semesterferien sogar noch mehr. Achte aber darauf, dass du deinen Nebenverdienst den Behörden meldest.

Wie viel kostet das Studieren in der Schweiz?


Ein Studium in der Schweiz ist nicht billig. Nicht nur die Studiengebühren können hohe Ausgaben verursachen, auch die Lebenshaltungskosten sind generell sehr hoch. Die ETH Zürich veröffentlicht dazu in jährlichen Abständen eine eigene Hochrechnung. Im Jahr 2017 ergaben sich 2.250 CHF pro Monat – grob 2.000 Euro. Allein die Kosten für Wohnung, Versicherungen und öffentlichen Nahverkehr schlagen mit durchschnittlich 1.390 CHF zu buche. Damit ist es kein Wunder, dass Zürich zu den Top 3 der teuersten Städte Europas gehört.

Günstigere Wohnorte sind Städte in Grenznähe. In Basel ist es gut möglich, dass man weniger als 1.000 CHF (892 Euro) im Monat ausgeben muss. Im Durchschnitt kann man mit Kosten von ca. 1300 Euro pro Monat rechnen.

Hinzu kommen die jährlichen Studiengebühren, die von den Kantonen bestimmt werden. Zwischen den Universitäten gibt es deshalb große Kostenunterschiede. Von 1.000 CHF bis 8.000 CHF jährlich kann alles dabei sein. Die großen Hochschulen nehmen sogar zusätzliche Gebühren für ausländische Studierende.

Aufgrund der hohen Kosten empfiehlt sich ein Kostenvergleich, um schlussendlich entspannt seinem Studium nachzugehen.

Wichtiger Hinweis: Mit einem längeren Aufenthalt in der Schweiz ist eine Krankenversicherung vom Gesetz vorgeschrieben. Im Gegensatz zu Deutschland existieren nur private Angebote und kein gesetzlicher Versicherungsschutz. Nach bestimmten Voraussetzungen kann eine private Krankenversicherung aus Deutschland mit in die Schweiz genommen werden. Erkundige dich vor deinem Auslandsstudium, ob du dich von der Versicherungspflicht befreien lassen kannst oder deine jetzige Versicherung alle Leistungen auch in der Schweiz übernimmt.

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Studium in der Schweiz finanzieren


Durch die hohen Lebenshaltungskosten ist der Aspekt der Finanzierung besonders wichtig. Um dein Auslandsstudium zu finanzieren, hast du mehrere Möglichkeiten.

Auslands-BAföG

Zur Finanzierung des Studiums nehmen viele Studierende Auslands-BAföG wahr. Abhängig von den Einkommensverhältnissen deiner Eltern erhältst du einen festen Geldbetrag für dein Studium. Diese Unterstützung kannst du auch im Auslandsstudium erhalten, wenn du als zu fördernde Person eingestuft wirst. Zudem sind Zuschläge für Reisen und die erhöhten Krankenversicherungskosten möglich. Darüber hinaus können die Studiengebühren, die an einer Schweizer Hochschule anfallen, teilweise oder voll erstattet werden.

SEMP: Das neue ERASMUS

Leider wurde 2014 das ERASMUS-Programm nach einem Volksentscheid in der Schweiz abgeschafft. Jedoch existiert seit 2015 eine Alternative: Das Swiss-European-Mobility-Exchange-Programme – oder kürzer: SEMP. Die Finanzierung kommt damit nicht mehr von der EU, sondern vom Schweizer Staat. Glücklicherweise bedeutet das sogar einen höheren monatlichen Zuschuss von ca. 380 CHF. Die Informationen rund um das Bewerbungsverfahren entnimmst du am besten den Informationsseiten der Hochschulen.

Stipendien

Im Vergleich zu Deutschland gibt es in der Schweiz keine ausgeprägte Stipendienkultur. Trotzdem kannst du dich an den DAAD wenden. Der Deutsche Akademische Austauschdienst fördert die Ausbildung und das Studium im Ausland. Womöglich ist das passende Stipendium für dich dabei.

Studienkredite

Zu guter Letzt kannst du einen Bildungskredit aufnehmen. In Unterstützung durch staatliche Förderungen bietet z. B. die Studienförderung „Deutsche Bildung“ attraktive Konditionen. Voraussetzungen gibt es keine. Allerdings muss der Betrag anschließend komplett zurückgezahlt werden, was bei den anderen aufgeführten Zahlungshilfen teilweise oder komplett entfallen würde.

Wohnen in der Schweiz


Eine Wohnung in der Schweiz zu finden, hängt davon ab, an welchem Studienort man sich befindet. An Orten wie Zürich und Genf ist die Wohnsituation schlechter als in Luzern oder Fribourg. Unter Studenten sind Einzelapartments weniger beliebt, was wohl auf die Kosten zurückzuführen ist. In Studentenwohnheimen bezahlt man am wenigsten. Möblierte Apartments oder WG-Zimmer sind verbreiteter, kosten aber auch dementsprechend mehr.

• Studentenwohnheim

Die Wohnanlagen werden hauptsächlich durch eine Universität oder von kirchlichen Einrichtungen subventioniert. Je nach Baujahr unterscheidet sich zwar die Qualität, aber im Vergleich zu üblichen Marktpreisen liegt ein Zimmer im Wohnheim deutlich unter den üblichen Mietkosten. Verbreitet sind Zimmer in Wohngemeinschaft. Gleichzeitig werden auch Wohnungen für komplette Familien angeboten.

Ein Platz im Studentenwerk zu ergattern, ist aber nicht leicht. Viele Universitäten führen Wartelisten. Du solltest dich also frühzeitig um einen Platz bewerben. Richte dich dafür direkt an die Schweizer Hochschule deiner Wahl.

• WG-Zimmer

Eine durchaus günstige Art zu wohnen, ist die typische Wohngemeinschaft. Beim Studieren in der Schweiz gibt es kaum Unterschiede zu den bekannten WG-Verhältnissen in Deutschland. Schweizer Studierende nutzen vor allem Online Börsen, um sich in WGs zu organisieren.

• Wohnen im möblierten Apartment

Natürlich ist die eigene Wohnung immer eine Option, wenn man im Ausland studiert. Die Kosten darf man aber nicht vernachlässigen. Spezielle Anbieter geben auch möblierte Wohnungen auf Zeit aus. Bist du dir noch überhaupt nicht sicher, ob der Ort oder die Universität das Richtige ist, bietet sich ein solches Zimmer an. Die Kosten sind geringer als eine normale Wohnung und du kannst flexibel entscheiden, wann du aus der Wohnung ausziehen möchtest. Möblierte Wohnungen dieser Art sind in Ballungsgebieten sehr beliebt, wo mitunter 20 bis 100 Bewerber auf ein Wohnungsangebot kommen. Die kurzfristige Unterbringung ist damit eine sehr gute erste Anlaufstelle für Unentschlossene und Wohnungssuchende.

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Studium Schweiz: Anerkennung in Deutschland


In der Regel werden die Studienleistungen ohne Probleme in Deutschland anerkannt, da die Schweiz das Bachelor-Master-System mit der Bologna-Reform 1999 eingeführt hat. Für Prüfungen, die in Deutschland ein Staatsexamen voraussetzen, unterscheiden sich die Anerkennungen der Prüfungsleistungen. An dieser Stelle solltest du dich individuell beraten lassen, ob diese Prüfungen in deinem Auslandssemester oder Auslandsjahr anerkannt werden.

Wohnen in Deutschland, studieren in der Schweiz?


Das Studieren in der Schweiz setzt keinen bestimmten Wohnort voraus. Bei grenznahen Städten und geringer Fahrtstrecke kann ein Wohnsitz in Deutschland durchaus günstiger sein – empfehlenswert wird es dadurch aber trotzdem nicht. Die Fahrtkosten können schnell die gesparten Mietkosten überwiegen. Des Weiteren schließt du dich dadurch dem kulturellen Leben fast vollständig aus.

Ein Auslandssemester oder Auslandsstudium wird erst zu einem tollen Erlebnis, wenn man die Menschen des noch fremden Landes kennenlernt und sich voll auf die Kultur einlässt. Solltest du etwas genauer auf dein Geld achten müssen, dann kannst du die verschiedenen Finanzierungsmodelle wahrnehmen, die fast jedem ein Studieren in der Schweiz ermöglichen.

Fazit:

Die Schweiz ist bekannt für ihre herausragenden Universitäten. Als deutscher Studierender ist die Umstellung vom deutschen auf ein Schweizer Studium unproblematisch, Sprachbarrieren kommen nur im französisch- oder italienischsprachigen Landesteil auf. Die eigentliche Herausforderung betrifft die hohen Lebenshaltungs- und Studienkosten. In der Schweiz zu studieren, muss man sich leisten können. Andererseits gibt es Programme und Stipendien, die du nutzen kannst, wenn du die finanziellen Mittel nicht selber aufbringen kannst.

Bildquelle: Vielen Dank an strecosa für das Bild (© strecosa/www.pixabay.com).

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