Studieren in den Niederlanden

Studieren in den Niederlanden
Schon lange ist die Niederlande eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen: Leicht zu erreichen, fast jeder spricht deutsch und die Nordseeküste lädt zu einem erholsamen Urlaub ein. Aber nicht nur wegen der geografischen Nähe entscheiden sich jährlich viele Studierende für ein Auslandssemester in den Niederlanden. Aufgrund der Kultur und geschichtlichen Entwicklung des Landes steht die Niederlande für Internationalität sowie Bildungsaustausch. Niederländische Universitäten und Hochschulen gehören im globalen Vergleich zu den besten der Welt.

Universiteiten en Hogescholen: Das Hochschulsystem in den Niederlanden


Die Niederlande verfügen wie wir über drei Hochschultypen: Es gibt 13 staatlich finanzierte Universitäten (universiteiten), 38 Fachhochschulen (hogescholen) und 6 private Hochschulen. Die bekanntesten Universitäten sind:

• Universität Utrecht
• Universität Groningen
• Universität Amsterdam
• Freie Universität Amsterdam
• Erasmus-Universität Rotterdam
• Universität Tilburg
• Universität Maastricht
• Universität Twente

Dank der Bologna-Reform ist das Studium in Holland auch in das Bachelor- und Masterstudium unterteilt. Allerdings dauert der Bachelor an einer niederländischen Fachhochschule meist vier Jahre. Nach einem Jahr Grundstudium folgt das eigentliche Hauptstudium, welches auf drei Jahre ausgelegt ist.

Das Masterstudium erfolgt in der Regel innerhalb eines Jahres. Dabei gilt diese Ausrichtung nicht für Ingenieur- und Naturwissenschaften. Hier beträgt die Regelstudienzeit für ein Masterstudium wie bei uns zwei Jahre. An den niederländischen Hochschulen ist zwar das Semestersystem üblich, jedoch bestimmen die Einrichtungen selbst wann Vorlesungen stattfinden und Prüfungen abgelegt werden.

Hinsichtlich der Lehre unterscheidet sich das Studium in Holland von einem Studium bei uns in vielerlei Punkten. Der Begriff „Massenvorlesung“ ist in den Niederlanden unbekannt. In Holland ist die Studienatmosphäre persönlicher. Es gibt kleinere Klassen, die Studenten duzen meist ihre Professoren und in der Regel genießt du eine individuelle Beratung durch einen Studienlaufbahnbegleiter.

Nur Theorien büffeln? Das gibt es in Holland nicht. Der Lernstoff wird im Gegensatz zu deutschen Hochschulen nicht in erster Linie durch Vorlesungen und Seminare vermittelt. Der Schwerpunkt in Holland liegt auf dem „problemorientierten Unterricht“: Der Dozent skizziert ein Problem und die Studenten erarbeiten in kleinen Gruppen eine eigenständige Lösung.

Studieren in den Niederlanden Hochschule
©MichaelDBeckwith/pixabay.com

Voraussetzungen und Bewerbungskriterien für ein Studium in den Niederlanden


Um an einer niederländischen Universität zu studieren, ist das Abitur die Grundvoraussetzung, wobei die Fachhochschulreife nicht ausreichend ist. Anders herum werden beide Abschlüsse an einer Fachhochschule anerkannt.

Das Studieren in den Niederlanden ist unter deutschen Studierenden deshalb so beliebt, weil es keinen NC gibt, wie du ihn aus Deutschland kennst. In den Niederlanden erhältst du garantiert einen Studienplatz. Nach dem ersten Studienjahr wird deine individuelle Leistung in dem Studium bewertet. Erst danach entscheidet sich, ob du das Studium weiterführst.

Trotz NC-freier Studiengänge kann der sogenannte „Numerus fixus“ eingesetzt werden, wenn zu viele Bewerber auf einen Studienplatz kommen (wie z.B. Medizin). Das System sieht vor, dass bestimmte Zugangsvoraussetzungen festgelegt werden, die ein Bewerber zu erfüllen hat. Anschließend werden die Studienplätze unter den Bewerbern verlost.

Darüber hinaus setzen verschiedene Studiengänge auch zusätzliche Qualifikationen voraus. Diese Studiengänge können ebenfalls ohne einen entsprechenden Nachweis begonnen werden. Erst zum Ende des Studiums ist ein Nachweis der Qualifikationen vorzubringen, sodass du die zusätzlichen Prüfungen auch während der Studienzeit erbringen kannst.

Obwohl die Studienlandschaft der Niederlande auf Internationalität ausgelegt ist, sind Studiengänge, die auf Deutsch oder Englisch angeboten werden, eher selten. Bedenke deswegen, dass der Großteil des Studienangebots nur auf Niederländisch sein wird. In der Regel muss ein Sprachzertifikat eingereicht werden, das dir ein NT2-Sprachniveau bestätigt. An den meisten Hochschulen werden dafür spezielle Sprachkurse angeboten, die dich auf das Studium sprachlich vorbereiten. Englische Sprachkenntnisse müssen vorzugsweise durch einen TOEFL- oder IELTS-Test nachgewiesen werden.

ACHTUNG: Für ausländische Studierende gibt es eine Quotenregelung zur Bewerbung für die Fächer Medizin, Zahnmedizin und Veterinärmedizin. In den vergangenen Jahren betrug die Quote 2 Prozent. Bewerben sich mehr Studierende, als die Quote vorgibt, entscheidet das Los über den Studienplatz!

Brauche ich zum Studieren in Holland ein Visum?


Da die Niederlande zur EU gehört, ist die Einreise zunächst kein Problem. Willst du aber länger als drei Monate in Holland bleiben, dann musst du dich bei der Ausländerbehörde registrieren lassen. Innerhalb von 5 Tagen nach der Ankunft solltest du dich bei der genannten Behörde melden. Zur Ausstellung einer Aufenthaltserlaubnis benötigst du folgende Dokumente:

• Einen gültigen Personalausweis
• Die Immatrikulationsbescheinigung deiner Universität
• Zwei aktuelle Passfotos
• Einen Banknachweis, dass du über ausreichende geldliche Mittel verfügst (also ca. 700- 900€ im Monat aufbringen kannst)
• Krankenversicherungsnachweis deiner Krankenkasse (Formular E-111)
• Mietvertrag deiner Wohnung in den Niederlanden

Des Weiteren solltest du dich beim Anwohnermeldeamt registrieren lassen. Die Registrierung, ist kein Muss, wird aber von den meisten Universitäten und Arbeitgebern empfohlen. Formalitäten werden dadurch um einiges erleichtert. Möchtest du z.B. nebenbei Jobben, verlangen Arbeitgeber häufig eine Bescheinigung vom Einwohnermeldeamt. Folgende Dokumente werden für die Registrierung benötigt:

• Ein gültiger Personalausweis
• Mietvertrag
• Geburtsurkunde
• Nachweis der Ausländerbehörde

Aufenthalt in Holland Studieren Uni
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Studieren in den Niederlanden Kosten


Studiengebühren, Miete, Lebenshaltungskosten – am Thema Geld kommst du nie vorbei. Auch in Holland nicht. Im Vergleich zu Deutschland sind die Einkaufsmöglichkeiten und Wohnraumverhältnisse sehr ähnlich, wobei im Gegensatz zu Deutschland Gebühren für das Studium anfallen.

Derzeit musst du jährlich 2.060€ Studiengebühren an die jeweilige niederländische Hochschule zahlen. Herunter gerechnet sind das 172€ monatlich. Die Gelder werden ausschließlich für Lehrmaterialien, Gruppen- und Einzelarbeitsplätze oder Gastvorträge eingesetzt.

Laut Statistik hast du während des Studiums in den Niederlanden mit Kosten in Höhe von rund 1.000€ im Monat zu rechnen. Neben den Studiengebühren sind die Lebenshaltungskosten mit ca. 450€ im Monat am höchsten zu gewichten. Im europäischen Vergleich sind die durchschnittlichen Mietkosten von 350€ monatlich ein guter Mittelwert.

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Wenn du nicht selbst für die Kosten aufkommen kannst, hast du Chance, verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen.

Finanzierung eines Studiums in den Niederlanden


Dank den verschiedenen Finanzierungsmodellen ist es heute fast jedem möglich, ohne großen Aufwand, finanziell unterstützt zu werden. Neben den üblichen Förderungen kann man als deutscher Studierender sogar Unterstützungsgelder vom niederländischen Staat erhalten.

Auslands-BAföG

Du kannst Auslands-BAföG für dein Studium in Holland beantragen. Auch wenn du in Deutschland keinen Anspruch auf BAföG hättest, kann es sein, dass du trotzdem die Kriterien für Auslands-BAföG erfüllst, weil es im Ausland höhere Förderungssätze gibt. Wenn du Auslands-BAföG bekommst, werden unter anderem deine Studiengebühren und Lebenshaltungskosten übernommen.

Stipendien

Neben dem Auslands-BAföG lohnt es sich auch immer nach Stipendien Ausschau zu halten. In der Regel werden auch begründete Studien im Ausland gefördert. Die meisten Stipendien fürs Auslandsstudium gibt es vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).

Niederländische Studienfinanzierung

Daneben kannst du auf die niederländische Studienfinanzierung zurückgreifen. Die Auszahlung der Förderung ist allerdings mit der Voraussetzung verbunden, dass du mit einem Nebenjob von mindestens 56 Stunden im Monat einen Teil deines Unterhalts selbst finanzierst und nicht älter als 30 Jahre bist. Die Höhe der Studienfinanzierung variiert von Student zu Student und setzt sich aus einem Basisteil (derzeit 279,14€, wenn du nicht mehr bei deinen Eltern wohnst), einem elternabhängigen Teil und einem möglichen Darlehen zusammen.

Vorsicht: Wenn du in den Niederlanden arbeiten möchtest, brauchst du eine niederländische Krankenversicherung!

Studienkredite

Wer keine Scheu hat, sein Studium auf Pump zu finanzieren, kann in Deutschland einen Studienkredit oder in den Niederlanden den Collegegeldkrediet aufnehmen. Mithilfe des holländischen Studienkredits kannst du deine gesamten Studiengebühren finanzieren. Du bekommst nämlich ganz einfach monatlich ein Zwölftel der Studiengebühren ausgezahlt und kannst so die Raten an deine Hochschule zahlen. In Deutschland hat die Studienförderung „Deutsche Bildung“ attraktive Konditionen.

Wohnen in Holland WG Studentenhaus
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Wohnen in den Niederlanden


Die Mietkosten hängen zum einen davon ab, welche Art zu wohnen du wählst und in welchem Teil des Landes du studieren möchtest. Amsterdam, Groningen oder Utrecht sind unter den Touristen und Studierenden, die beliebtesten Städte. Das schlägt natürlich auch auf die Wohnkosten. In kleineren Gemeinden zahlst du typischerweise weniger Miete. Neben WGs und Einzelapartments leben Studenten in „Studentenhäusern“.

Studentenhäuser

Speziell auf die Bedürfnisse der Studenten ausgerichtet, gibt es in den Niederlanden Studentenhäuser, die zwischen 2 bis 10 Bewohner umfassen können. Die Kosten sind auf das studentische Leben angepasst. Abhängig von der Lage, Ausstattung und Größe bezahlst du 200 bis 400€ im Monat.

Die Plätze sind in den Ballungsgebieten sehr begehrt. Entsprechend ist es in Städten wie Amsterdam, schwieriger geworden ein solches Zimmer zu ergattern. Aus diesem Grund bewirbt man sich um ein leer stehendes Zimmer auf Onlinebörsen oder reagiert auf eine Anzeige an der Hochschule. Wie bei einer WG wirst du zu einer Art Vorstellungsgespräch eingeladen. Du besichtigst das Zimmer und wirst von deinen zukünftigen Mitbewohnern ausgefragt. Deswegen solltest du dich auf ein solches Gespräch gut vorbereiten.

WG-Zimmer

Natürlich kannst du dir auch eine eigene WG suchen bzw. mit deinen Freunden eine Wohngemeinschaft gründen. Beides erleichterst du dir, wenn du dich bei einer Wohnungsbauvereinigung über die Angebote erkundigst. Dafür meldest du dich bei der Wohnbauvereinigung deiner Studentenstadt. Anschließend werden dir Wohnangebote zur Verfügung gestellt, die du online einsehen kannst. Nach einer Besichtigung kannst du einziehen oder ein anderes Angebot wahrnehmen.

Bist du lediglich für ein Semester in den Niederlanden, dann kann deine Austauschhochschule dir behilflich sein und dir bei der Zimmervermittlung helfen.

Eigene Wohnung

Angebote für Einzelapartments gibt es immer. Die Mietpreise können aber sehr hoch sein. Wer seine eigenen vier Wände braucht, hat unter Umständen in den kleinen Städten wie Enschde oder Breda Glück. In Amsterdam, Groningen oder Utrecht solltest du die lokalen Wohngemeinschaftsangebote nutzen.

Studieren in Holland Anerkennung der Leistungen


Generell werden niederländische Hochschulabschlüsse in Deutschland als gleichwertig erachtet. Zum Teil werden die Abschlüsse, die in den Niederlanden erbracht wurden, durch ihre längere Studien- und Ausbildungsdauer sogar oftmals höher angesehen als das deutsche Äquivalent.

Einem Studium in den Niederlanden kann man dann abraten, wenn es um ein Lehramtsstudium oder juristisch geprägte Abschlüsse wie in den Rechtswissenschaften oder auch der Steuerberatung oder Wirtschaftprüfung geht. Solche Abschlüsse werden nicht zwangsläufig in Deutschland akzeptiert. Entscheidest du dich für das Studieren in den Niederlanden, solltest du dich deswegen individuell über die Anerkennung deiner Leistungen vorher informieren.

Hinweis: Absolvierst du ein Auslandsemester in den Niederlanden, ist die Anerkennung der Leistungen am einfachsten, wenn deine Austauschuniversität ein Erasmus+ Partner ist.

Studieren in Holland Wohnsitz in Deutschland?


Studentenstädte wie Enschede oder Nijmengen sind in Grenznähe zu Deutschland. In diesem Falle lohnt sich der Wohnsitz in den Niederlanden nicht, da die Mietpreise um einiges höher sind. Als NC-Flüchtling, der eigentlich nur seinen Lieblingsstudiengang studieren möchte, ist diese Variante durchaus vertretbar und gängige Praxis. Wer aber ein Auslandssemester oder Auslandsstudium aufgrund der Kultur sowie Geschichte des Landes macht, sollte sich ein Zimmer in Universitätsnähe suchen. Dadurch bist du näher an den Menschen, lernst Gleichgesinnte schneller kennen und erlebst die Kultur hautnah mit.

Fazit:

Das Studienangebot der Niederlande ist breit aufgestellt und überzeugt mit einer praxisorientierten Lehre. Niedrige Zulassungshürden erleichtern darüber hinaus den Einstieg ins Studium. Obwohl die meisten Niederländer Englisch oder Deutsch beherrschen, solltest du auf jeden Fall einen Niederländisch-Kurs besuchen, da dies die Regel-Unterrichtssprache ist. Außerdem kannst du dich so einfacher in das holländische Leben integrieren.

Bildquelle: Vielen Dank an 777546 für das Bild (© 777546/www.pixabay.de).

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